Warum die Online-Fassung dieses Lexikons notwendig geworden ist
In einer Amazon-Rezension meines „Lexikons der feministischen Irrtümer“ erzählt einer meiner Leser eine kleine Anekdote:
Und zwar die einer Feministin, die Arne Hoffmann bzw. sein bahnbrechendes Werk „Sind Frauen bessere Menschen?“ mit dem Satz kommentierte:“Damit hat der ganze Sch*** angefangen.“ Gemeint ist, dass diese Feministin die Erfahrung machte, dass Männer Männerbashing nicht mehr widerspruchslos hinnehmen mussten, sondern sich mit wissenschaftlich untermauerten Fakten wehren konnten, womit man Hoffmann als den Paten der deutschen Männerbewegung ansehen kann. Und jetzt legt er ein neues Werk vor, in welchem er die Strategie, nicht bloß zu behaupten, sondern nachzuweisen, weiterverfolgt. Zu nahezu jedem Thema in der Geschlechterdebatte legt er Argumente vor, die den feministischen Mainstream zerstören.
Vor diesem Hintergrund liegt es nahe, dass manche Menschen meine journalistische Arbeit als „antifeministisch“ bezeichnen. Diese Bezeichnung sollte man aber nur verwenden, wenn man die feministische Weltsicht für eine ewige Wahrheit hält, die nie mehr hinterfragt und korrigiert werden darf und an die man einfach glauben muss.
Für Menschen, die der Ansicht sind, dass auch feministische Behauptungen immer wieder überprüft und verbessert werden sollten, macht die Bezeichnung „antifeministisch“ keinen Sinn. Sie ist dann nicht mehr als ein Kampfbegriff, der Skeptiker zum Schweigen bringen soll.
Ich selbst arbeite erfolgreich mit klugen Feministinnen zusammen, denen diese fundamentalistische Einstellung fremd ist:
In dieser Debatte finde ich es aber nicht nur legitim, sondern notwendig, auch darüber zu berichten, wo die Weltsicht vieler Feministinnen und der Stand der wissenschaftlichen Forschung einander widersprechen. Das muss Teil einer Debatte sein dürfen, wenn sie fair und respektvoll geführt wird.
Viele Journalisten unserer Leitmedien hingegen hängen eher dem Glauben an den Feminismus als Ewige Wahrheit an. Was nicht in diesen Glauben passt, darüber muss in diesen Medien geschwiegen werden. Dieses Versagen an journalistischer Ethik analysiert die akademische Fachzeitschrift „Journal of Information Ethics“ so:
„Diejenigen, die eine feministische Agenda verkünden, haben guten Zugang zu den Medien. (…) Wenn eine Person aber ein Buch schreibt, das den Feminismus kritisiert, ist es oft sehr schwierig, einen Verlag zu finden, der das Buch veröffentlicht. Wenn ein Buch nach zahlreichen Ablehnungen endlich einen Verlag gefunden hat, wird es oft nicht in den Medien besprochen, so dass es in Vergessenheit gerät und keine Wirkung hat. Dies gilt auch für Bücher, die ausgewogen und moderat sind, und für wissenschaftliche Bücher mit vielen Quellenangaben.“
Das im Zeitalter der Aufklärung errungene Prinzip, dem zufolge jeder und alles in Frage gestellt und kritisch überprüft werden durfte, galt plötzlich nichts mehr, wenn feministische Glaubenssätze einem Faktencheck unterzogen wurden. Wer das tat, galt als „Antifeminist“ und hatte in deutschen Feuilletons und Talkshows nichts zu suchen, die damit in diesem Punkt in eine voraufklärerische Zeit zurück stürzten.
Wer im Thema kundig ist und längere Recherche nicht scheut, findet zwar selbst heute noch vereinzelte Artikel in den Medien, die auf einen feministischen Irrtum hinweisen. Aber es gibt kein Verbinden von Linien und keine Gesamtübersicht, die zeigt, inwiefern die feministische Ideologie insgesamt überarbeitungsbedürftig ist. Wer an dieser Ideologie zweifelt, sie gar dekonstruieren möchte, um eine fundiertere Weltsicht aufzubauen, wird stattdessen als Frauenfeind an den Pranger gestellt. Das Gender-Lager hat sich hier nie gänzlich vom Denken des Mittelalters gelöst.
Insbesondere an dem Geschlechterklischee vom Opfer Frau und Täter Mann darf auf keinen Fall gerüttelt werden.
Deshalb gelten Männerrechtler – also Aktivisten, die sich für die sozialen Anliegen des männlichen Geschlechts einsetzen – für viele Journalisten als DAS Feindbild schlechthin. Durch ihre bloße Existenz weisen sie darauf hin, dass auch Männer benachteiligt werden könnten. Das ist ein großes Tabu, und wie die Feministin Margarete Stokowski auf Spiegel-Online bekundet, soll dieses Tabu auch unbedingt aufrecht erhalten bleiben: „Männer können alles haben, aber das nicht.“
In den letzten Jahren gelingt es Journalisten immer weniger, Menschen, die eine abweichende Meinung vertreten, auch nur mit einem Minimum an Respekt zu begegnen. Das Totschweigen allein reicht in Zeiten des Internets nicht mehr aus. Stattdessen kommt es zur nächsten Eskalationsstufe: Unliebsame Meinungen werden jetzt durch Diffamierungen unterdrückt.
Auf meiner Website habe ich zusammengestellt, mit welchen Methoden Journalisten inzwischen dafür sorgen, dass die Menschen gar nicht mehr auf den Gedanken kommen, sich mit anderen geschlechterpolitischen Perspektiven als dem herrschenden Feminismus zu beschäftigen.
Erstaunlich ist, dass immer wieder Mitarbeiter der Öffentlich-Rechtlichen mit dabei sind. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man sich Paragraph 11, Absatz 2 des Rundfunkstaatsvertrags vor Augen führt: „Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen.“ Aber wie oft hören Sie bei den Öffentlich-Rechtlichen feminismuskritische und maskulistische Positionen? Warum ist dieses Tabu derart stark, dass Journalisten dafür sogar ihre ethischen Grundsätze übergehen?
Eine Geschlechterpolitik für Frauen UND Männer zu fordern, wie ich das tue, sollte eigentlich keine radikale Position sein. Trotzdem steigern sich Mitarbeiter der Leitmedien in immer bizarrere Angriffe hinein: Der Berliner „Tagesspiegel“ rückte uns gar in eine geistige Nähe zu rechtsextremen Massenmördern. Das ist kaum noch zu steigern.
Einen derart reißerischen Journalismus kennen wir sonst nur aus der US-amerikanischen Presse: etwa als der „Globe“ zur Präsidentschaftswahl 2016 schlagzeilte „Weltuntergang, wenn Hillary das Weiße Haus erringt“ und der „National Enquirer“ fabulierte „Hillary: Corrupt! Racist! Criminal!“ Natürlich kann man Clinton ebenso wie Männerrechtler kritisieren, aber dieses Niveau nützt niemandem. „Toxisch“ ist nicht Männlichkeit, sondern vor allem ein derart reißerischer Stil, in dem vom „National Enquirer“ bis zum „Tagesspiegel“ immer mehr Medien politische Debatten führen.
Die deutschen Leitmedien, Boulevardblätter einmal ausgenommen, haben der Versuchung eines derart grellen Haudrauf-Realismus lange Zeit widerstanden. Inzwischen scheint sich da einiges zu verschieben. Die Medienplattform „Allsides“, der es um sachliche und ausgleichende Berichterstattung geht, hat folgenden Prozess erkannt:
„Klicks sind im Journalismusgeschäft unerlässlich, daher ist Sensationslust an der Tagesordnung. Leider steht die Sensationslust auch im Widerspruch zu den traditionellen Säulen des Journalismus – Ausgewogenheit, Fairness, Genauigkeit und dem Wunsch, die Leser besser zu informieren. Die Tatsache, dass sich die Branche zu Sensationslust hinreißen lässt, steht im Widerspruch zu ihren Grundwerten und ist mit ein Grund dafür, dass viele das Vertrauen in die Medien verlieren.“
Zu der Gier auf Klicks tritt eine geradezu bizarre ideologische Einseitigkeit. So können sich extremistische Feministinnen ungeniert damit brüsten, wenn sie eine Zusammenstellung ihrer Terror-Aktionen online veröffentlichen. Sie dürfen sichergehen, dass ihr Lager von der Kritik der Leitmedien verschont bleibt – denn diese Medien haben sich auf die Männerrechtler eingeschossen, denen solche „militanten Aktionen“ fremd sind. Gleichzeitig bekäme jeder Bürger, der diese Verbrechen ablehnt, das Etikett „antifeministisch“ verliehen.
Häufig tun Journalisten entsetzt, wenn sie die Bezeichnung „Lügenpresse“ hören. Oft haben sie auch tatsächlich nicht gelogen. Sie haben über die Wahrheit lediglich sehr selektiv berichtet, so dass ihr Artikel den gewünschten Spin erhält. Damit bleibt es aber ein Journalismus, der verschleiert, statt aufzuklären.
„Allsides“ führt zu diesem Problem folgendes aus:
„Eine historische Tugend des Journalismus war es, ein ausgewogenes Bild zu vermitteln. Früher fühlten sich Reporter verpflichtet, alle Perspektiven abzudecken und beide Seiten eines Themas fair zu vertreten. Heute sind die Medien in hohem Maße parteiisch; sie konzentrieren sich nur auf eine Seite oder haben politische oder finanzielle Motive, so dass sie Sie manipulieren oder Informationen auslassen, um Sie zu dem zu führen, was Klicks erzeugt oder zu ihrer Weltsicht und Agenda passt.“
Inzwischen hat sich der Begriff „Cancel Culture“ in der Debatte etabliert. Der deutsch-israelische Psychologe Ahmad Mansour stellt hierzu klar:
Immer mehr Journalisten gelingt das nicht mehr.
Manche berichten tatsächlich die Unwahrheit und müssen erst auf dem Rechtsweg davon abgebracht werden: Das hier verstehen zum Beispiel die Frankfurter Rundschau und der Hessische Rundfunk inzwischen unter journalistischer Ethik.
Wieder andere Medien gehen mit der Wahrheit lediglich sehr kreativ um: Das hier versteht zum Beispiel die Frankfurter Allgemeine unter journalistischer Ethik.
(Hier habe ich genauer aufgeschlüsselt, auf welche zweifelhafte Weise die Frankfurter Allgemeine meine Antworten in einem Interview wiedergegeben hat: Die Zeitung ging schließlich so weit, mir „Wahnsinn“ zu unterstellen. Bezeichnend ist, dass sich das Blatt auf Leserkritik an diesem zweifelhaften Journalismus komplett taub gestellt hat. Nach vollbrachter Tat fiel es den Betreffenden offenbar schwer, diese Tat zu verteidigen.)
Alexander Wendt, der als Journalist selbst für Wirtschaftswoche, Stern und Tagesspiegel arbeitete, erklärt diese überschießenden Ad-personam-Attacken so:
„In dem Unterwerfungsfeldzug der Meinungswächter – das ist vielleicht der wichtigste und immer noch ungenügend verstandene Punkt – geht es darum, nach und nach ganze Themen für die Debatte zu sperren. Und erst in zweiter Linie um den Angriff auf einzelne Personen. Die individuellen Attacken sind Mittel, nicht das eigentliche Ziel.“
Zum Teil bleibt Journalisten von Tagesspiegel bis FAZ nichts anderes als persönliche Angriffe und Herabwürdigungen übrig: Den betreffenden Publizisten fehlt beim Thema schlicht die nötige Qualifikation, um sich inhaltlich zu äußern. Man hätte sich allerdings auch in das Thema einarbeiten können, bevor man solche Artikel veröffentlicht.
Wenn Journalisten der Leitmedien sich diese Mühe machen, leisten sie immer noch gute Arbeit. Auch dieser Artikel etwa ist auf der Grundlage eines Interviews mit mir entstanden. Er verzichtet auf Denunzierungen, beschäftigt sich stattdessen inhaltlich mit dem behandelten Thema und hat deshalb ein ganz anderes Niveau.
Leider aber geht in der Geschlechterdebatte das Interesse an sachorientierter Berichterstattung zunehmend verloren. Und wir Bürger können Journalisten der Leitmedien zwar immer wieder zu einer Rückkehr zur Sachdebatte auffordern, sie aber nicht dazu zwingen.
Stattdessen erhalten wir die klare Botschaft: Wenn du aufmuckst, kannst du der Nächste sein, den wir öffentlich denunzieren.
Ein angstfreier kritischer Diskurs aber ist für eine offene Gesellschaft unabdingbar und muss zurückerobert werden.
Der Bürger verdient es, die Fakten zu kennen und selbst bewerten zu können.
Deshalb ist mein „Lexikon der feministischen Irrtümer“ hier für jeden kostenlos frei zugänglich.
Dass ich damit im Gegensatz zum Verkauf der Druckausgabe keinen finanziellen Gewinn mache, ist zweitrangig. Die Verteidigung unserer liberalen Demokratie ist wichtiger als meine Einkünfte. (Wer möchte, kann mich jederzeit durch eine Spende unterstützen.)
Mit diesem kostenlosen Online-Lexikon hat jeder Leser die Möglichkeit, genau das zu tun, was immer mehr Journalisten anscheinend gerne verhindern möchten: die vorliegenden Fakten und Argumente selbst einschätzen. Handelt es sich hier um „Wahnsinn“, wie die FAZ formuliert? Wird rechtsradikalem Terrorismus der Weg bereitet, wie es der „Tagesspiegel“ nahelegt? Oder handelt es sich um fundiertes Wissen und nachvollziehbare Argumente: Wenn Letzteres zutrift: Warum sind dann die Bestrebungen derart stark, es in der politischen Debatte zu tabuisieren?
Nicht zuletzt dürften sich BEIDE Lager der Debatte darüber freuen, dass ihre Argumente jetzt für jeden frei zugänglich sind.
Die Frauen und Männer, die den Feminismus überarbeitungsbedürftig finden, verfügen jetzt über eine Übersicht, auf die sie schnell zugreifen und andere hinweisen können.
Und diejenigen, die den Feminismus für unantastbar halten, können jetzt einfach und problemlos darauf hinweisen, wie lächerlich und frei von jeder Sachkenntnis die Argumente seiner Kritiker sind.