Lexikon der feministischen Irrtümer

Politisch korrekte Vorurteile und männerfeindliche Mythen auf dem Prüfstand der Wissenschaft

von Arne Hoffmann

„Einer UN-Statistik zufolge verrichten Frauen weltweit 66 Prozent der Arbeit, besitzen aber nur ein Prozent des Vermögens.“

DIE WAHRHEIT HINTER DEM BELIEBTEN IRRTUM:

Eine absurde Statistik, die angeblich von den Vereinten Nationen stammt, ist auch nach Jahrzehnten nicht totzukriegen und wird an jedem 8. März (dem „Frauenkampftag“) gerne zitiert und fröhlich weiter verbreitet: Ihr zufolge verrichten Frauen weltweit 66 Prozent der Arbeit, produzieren fünfzig Prozent der Nahrung, verdienen aber nur zehn Prozent des Einkommens und besitzen lediglich ein Prozent des Vermögens. Oder um mit einem Songtitel von John Lennon zu sprechen: „Woman is the nigger of the world“.

Die hoch angesehene Washington Post hat sich im Jahr 2015 diese vermeintliche Statistik anlässlich einer Oxfam-Reklame, mit der sie einmal mehr verbreitet wurde, genauer angesehen. Das Ergebnis: Sie wurde erstmals in einem Journal der Internationalen Arbeitervereinigung verbreitet – ohne jede Quellenangabe. Im Jahr 2007 erklärte die indische Rechtsanwältin Krishna Ahooja-Patel, die für die Vereinten Nationen tätig gewesen war, für diese Statistik verantwortlich gewesen zu sein. Wie gelangte sie zu ihren Zahlen? Nun ja, das seien eben „verschiedene UN-Statistiken“, „verfügbare globale Daten“ und „bruchstückhafte Indikatoren“ zu dieser Zeit gewesen, also kurz gesagt „erraten auf der Grundlage von Hochrechnungen anhand von Schätzungen“. Obwohl diese Zahlen also praktisch aus der Luft gegriffen wurden, führt die Washington Post weiter aus, werden sie von den verschiedensten Organisationen rauf und runter zitiert – oft ohne Quellenangabe. „Und wenn eine Quellenangabe genannt ist, führt sie zu irgendeinem UN-Bericht, der selbst keine Quellenangabe nennt. Es ist ein unaufhörlicher Zirkelschluss.“ Agnes Quisumbing, Forschungsleiterin am International Food Policy Research Institute, war ähnlich deutlich: „Es ist ein Zombiefakt, und er stirbt niemals.“ Durch das Internet wird er nur noch unbedachter weiter verbreitet. Die Washington Post indes gab der Behauptung volle vier Pinocchio-Punkte – die maximal erreichbare Höchstwertung. [1] Trotzdem, so berichtet der Professor für Soziologie Philip Cohen im linksliberalen Magazin The Atlantic, wird sie noch 35 Jahre nach ihrer Erfindung munter weiter verwendet von Gesetzgebern in Südafrika, internationalen Universitäten, feministischen Lobbygruppen, Journalisten, Menschenrechtlern, Soziologen und Ökonomen – und sogar „erstaunlicherweise von UN-Organisationen wie UNIFEM selbst, die sie als aktuelle Zahlen von heute darstellen.“ [2]

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[1] Vgl. Kessler, Glenn: The zombie statistic about women’s share of income and property. In der Washington Post vom 33.2015, online unter https://www.washingtonpost.com/news/fact-checker/wp/2015/03/03/the-zombie-statistic-about-womens-share-of-income-and-property.

[2] Vgl. Cohen. Philip: ‚Women Own 1% of World Property‘: A Feminist Myth That Won’t Die. In The Atlantic vom 8.3.2013, online unter https://www.theatlantic.com/sexes/archive/2013/03/women-own-1-of-world-property-a-feminist-myth-that-wont-die/273840.