Lexikon der feministischen Irrtümer

Politisch korrekte Vorurteile und männerfeindliche Mythen auf dem Prüfstand der Wissenschaft

von Arne Hoffmann

„Frauen sind durch Beruf und Familie stärker belastet als Männer.“

DIE WAHRHEIT HINTER DEM BELIEBTEN IRRTUM:

Feministinnen ist es äußerst erfolgreich gelungen, unter dem Schlagwort „Doppelbelastung“ den Eindruck zu erzeugen, dass Frauen um so vieles mehr von ihren unterschiedlichen Aufgaben in Anspruch genommen würden als Männer: Job, Haushalt, Kindererziehung – ein einziges Rotieren von morgens früh bis abends spät, während der Pascha längst auf der Couch liegt oder mit seinen Kumpels in der Kneipe hockt. Im April 2007 jedoch veröffentlichten drei Wirtschaftswissenschaftler (Michael Burda von der Berliner Humboldt-Universität, Daniel Hamermesh von der Universität Texas und Philippe Weil von der Freien Universität Brüssel) eine Studie, die den Mythos von weiblicher Benachteiligung Lügen straft: Die Forscher hatten Daten aus Befragungen in 25 Ländern analysiert, in denen es darum ging, wie Menschen ihre Zeit verbringen. Dabei waren die Teilnehmer darum gebeten worden, in Tagebüchern festzuhalten, womit sie an den verschiedenen Tagesabschnitten beschäftigt waren. Ergebnis: In den reicheren Ländern, zu denen auch Deutschland zählt, arbeiten Männer im Schnitt 7,9 Stunden pro Tag und Frauen im Schnitt ebenfalls 7,9 Stunden pro Tag. Des weiteren fanden die Forscher heraus, dass selbst Wissenschaftler, insbesondere Soziologen, weit überwiegend dem Irrtum anhingen, Frauen würden mehr arbeiten als Männer. Dass die Belastung in Wahrheit gleich verteilt war, hatte man zwar auch in früheren Untersuchungen schon festgestellt, aber diese Erkenntnis wurde von weit verbreiteten Behauptungen, Frauen seien deutlich mehr als Männer in Anspruch genommen, förmlich zugeschüttet. [1]

Kann man noch genauer herausfinden, wie es speziell in Deutschland aussieht? Man kann. „Frauen beklagen sich gerne über den angeblich faulen Mann, der nicht im Haushalt hilft, und über ihre enorme Belastung durch die Hausarbeit“, beginnt der Verband Eltern in Deutschland e.V. eine dringend notwendige Klarstellung:

„Der siebte Familienbericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend weist dieses deutschlandweite Wehklagen in das Reich der Märchen und Mythen. Tatsächlich verbrauchen Männer mehr Zeit für Kinderbetreuung, Hausarbeit und Erwerbstätigkeit. Mit 452 Minuten pro Tag arbeiten sie pro Tag 15 Minuten mehr für ihre Familie als Frauen. Im Monat kommen dabei ca. vier Stunden Mehraufwand auf die Männer zu. (…) Insgesamt investieren Männer und Frauen in Deutschland ca. 7 Stunden pro Tag in ihre Familie. Von der Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen wurde der 24-Stunden-Arbeitstag der Mutter mit Kind kreiert. Auch dies wird durch die seriösen Zahlen als Märchen entlarvt. Denn die angegebenen Zahlen wurden bei Familien erhoben, in denen mindestens ein Kind unter 6 Jahren lebte. Warum Frauen die Situation ihrer tatsächlichen Arbeitsbelastung nicht realistisch einschätzen können, bedarf dringender Klärung. Man könnte vermuten, dass die Polemik der Frauengruppen, die Hausarbeit seit Jahrzehnten verteufelt und als Sklaverei für Frauen bezeichnet, hier tiefe Spuren hinterlassen haben könnte.“ [2]

Die international renommierte Soziologin Dr. Catherine Hakim gelangte zu vergleichbaren Ergebnissen und befindet:

„Diese Daten stürzen die wohlbekannte Theorie um, dass Frauen überproportional lange Arbeitszeiten in der Arbeit und zu Hause damit verbringen, Familie und Arbeit auszujonglieren. Feministinnen beklagen sich ständig darüber, dass Männer ihren gerechten Anteil an der Hausarbeit nicht leisten. Die Realität ist, dass die meisten Männer bereits mehr tun als ihren gerechten Anteil.“ [3]

Besonders irritierend ist es, wenn manipulierte Statistiken die Ebene der Vereinten Nationen erreichen. 1995, im Jahr der Weltfrauenkonferenz in Peking, veröffentlichte die UNO eine Studie, der zufolge die Mitglieder des weiblichen Geschlechts mehr bezahlte und unbezahlte Arbeitsstunden leisteten als Männer. Verbunden mit einer beeindruckenden Graphik ging eine Zusammenfassung dieser Studie als Pressemitteilung an die Medien, die daraus natürlich sofort die entsprechenden Schlagzeilen zimmerten. Der US-amerikanische Geschlechterforscher Warren Farrell wurde zuerst misstrauisch, als ihm auffiel, dass die UNO-Pressemitteilung sämtliche Länder ausließ, in denen Männer mehr als die Frauen arbeiteten – und zwar der eigenen Studie der Vereinten Nationen zufolge. Dann stellte er fest, dass mehrere von der UNO angeführte Daten nicht mit den Daten übereinstimmten, die ihm bekannt waren. Er fragte bei den Vereinten Nationen nach. Die antworteten ihm relativ unumwunden, dass sie das vorliegende Zahlenmaterial absichtlich … nun, man sagte nicht „manipuliert“, aber eben „neu gewichtet“ hatten. Zum Beispiel wurden auf die vorhandenen Studien über die Arbeitszeit von Frauen noch einmal Schätzungen über freiwillige Tätigkeiten wie Häkeln und Nähen aufgeschlagen. Eine solche „Ergänzung“ erfolgte für von Männern verrichtete Tätigkeiten nicht. Die UNO rechtfertigte sich damit, sie wolle mit diesen Praktiken dem Glauben entgegenwirken, dass Männer mehr als Frauen arbeiten würden. Allerdings war 1995 bereits weit und breit schon längst von der geknechteten und doppelbelasteten Frau und dem männlichen Pascha die Rede. In populären Zeitschriften dienten die manipulierten UN-Zahlen dann auch zu sexistischen Überschriften wie „Überall auf der Welt: Männer, das faule Geschlecht“. [4]

Tatsächlich trifft Männer in mancherlei Hinsicht die Doppelbelastung schwerer. So zeigte eine australische Studie, dass bei Männern Wünsche nach flexiblen Arbeitszeiten doppelt so häufig abgelehnt werden wie bei Frauen. [5] In Deutschland sieht es kaum anders aus. Auch hier zeigt eine Familienstudie aus dem Jahr 2016, dass Väter über die fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch frustrierter sind als Mütter: 18 Prozent der Väter haderten mit diesem Problem, bei Müttern waren es sechs Prozent. [6]

Für Männer sei die Hürde, ihren Arbeitgeber der Familie wegen nach Zugeständnissen zu fragen, viel höher als bei Frauen. Das berichtete die Süddeutsche Zeitung im Dezember 2015 mit Bezug auf eine Studie des Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung:

„Männer trauen sich häufig nicht, Elternzeit zu beantragen – auch wenn diese von der Politik gefördert wird. Sie haben Angst, dass die Auszeit ihrer Karriere schaden könnte. Ganz ähnlich verhält es sich mit anderen Zugeständnissen, etwa was flexible Bürozeiten oder arbeiten von Zuhause aus angeht.“ [7]

Dass Männer ebenso wie Frauen leiden, wenn sie versuchen, allen Ansprüchen gerecht zu werden, zeigte auch eine Studie, die ein Forscherteam um Kristen Shockley von der University of Georgia im Journal of Applied Psychology veröffentlichten. Hierfür werteten die Forscher mehr als 350 Einzelstudien aus den USA, Europa und Asien mit insgesamt etwa 250.000 Teilnehmern aus. Ihre Erkenntnis: „Im Wesentlichen haben wir kaum belastbare Beweise dafür gefunden, dass Frauen und Männer in unterschiedlichem Ausmaß durch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie belastet werden.“

Die Süddeutsche Zeitung berichtet zu dieser Studie weiter:

„Die Ergebnisse stehen in starken Kontrast zur öffentlichen Wahrnehmung der Problematik. Das Thema werde in den Medien fast ausschließlich als Frauenthema diskutiert, so Shockley. Dadurch drehe sich die Diskussion im Kreis: ‚Frauen hören von anderen Frauen, dass sie mit dem Problem kämpfen und alleine dadurch entsteht die Erwartung, dass sie größere Schwierigkeiten haben werden als Männer, Beruf und Familie zu vereinbaren‘, sagt die Psychologin. Männer thematisierten ihre Probleme hingegen zu wenig – offenbar, dafür sprechen einige Studien, weil sie fürchten, dadurch Nachteile im Beruf zu erfahren. ‚Ich glaube, dieses Schweigen schadet Männern‘, sagt Shockley, ’sie müssen sich auch durchbeißen und erleben den gleichen Arbeits-Familien-Stress wie Frauen, aber niemand erkennt das an.'“ [8]

————————————-


[1] Vgl. Waldfogel, Joel: Couch Entitlement. Surprise—men do just as much work as women do. Online unter http://www.slate.com/id/2164268/.

[2] Vgl. die Pressemitteilung von Eltern in Deutschland e.V., online seit dem 19.9.2006 unter https://www.openpr.de/news/100544/Maenner-investieren-mehr-Zeit-in-ihre-Familie.html.

[3] Vgl. Collins, Nick: Why men can shirk housework. In: Telegraph vom 4.8.2010, online unter http://www.telegraph.co.uk/women/mother-tongue/7926441/Why-men-can-shirk-housework.html.

[4] Farrell, Warren: Mythos Männermacht. Frankfurt am Main 1995, S. 88-90.

[5] Vgl. Higgins, Kate: Men twice as likely to have flexible work hours requests knocked back: study. Online seit dem 3.2.2016 unter http://www.abc.net.au/news/2016-02-03/men-more-likely-to-have-flexible-work-requests-knocked-back/7137208.

[6] Vgl. A.T. Kearney: Familienstudie – Väter bei Vereinbarkeit noch frustrierter als Mütter. Online seit dem 3.10.2016 unter http://www.presseportal.de/pm/15196/3445789.

[7] Vgl. Rexer, Andrea: Kinder und Karriere – auch für Männer. In: Süddeutsche Zeitung vom 17.12.2015. Online unter http://www.sueddeutsche.de/karriere/vereinbarkeit-von-job-und-familie-kind-und-karriere-fuer-frauen-schwer-fuer-maenner-schwerer-1.2786942.

[8] Vgl. Herrmann, Sebastian: Väter stöhnen lieber nicht. In: Süddeutsche Zeitung vom 28.7.2017, online unter http://www.sueddeutsche.de/karriere/beruf-und-familie-vaeter-stoehnen-lieber-nicht-1.3605709.