Lexikon der feministischen Irrtümer

Politisch korrekte Vorurteile und männerfeindliche Mythen auf dem Prüfstand der Wissenschaft

von Arne Hoffmann

„Wenn ein Politiker Abtreibungen erschweren will, ist er frauenfeindlich.“

DIE WAHRHEIT HINTER DEM BELIEBTEN IRRTUM:

In den deutschen Leitmedien wurde US-Präsident Donald Trump auch deshalb als „frauenfeindlich“ dargestellt, weil er Abtreibungen untersagen möchte. „Trumps Blick auf Frauen ist mittelalterlich“ schrieb etwa Ana Marija Pasic in der Zeit. „Nur eine seiner Drohungen: die Kriminalisierung von Abtreibung.“ [1] Andere deutsche Medien stoßen ins selbe Horn. Die Zeitschrift Brigitte etwa belegte Trump gar mit der Formulierung „chauvinistisches Arschloch“, als sie darüber berichtete, dass Trump staatliche Entwicklungshilfe nicht zur Förderung von Abtreibungen verwendet sehen wollte. [2]

Unerwähnt bleibt bei der Berichterstattung regelmäßig, dass Trump lediglich das ausführt, was die meisten Frauen in den USA wünschen. Darüber berichtete Jeanne Mancini auf der Website „Real Clear Politics“ mit Bezug auf eine Umfrage des angesehenen Meinungsforschungsinstituts Marist:

„Abtreibung mag ein Frauenthema sein, aber nicht in der Art, wie es uns die Medien und manche Politiker glauben lassen möchten. Weit davon entfernt, Abtreibung als ein unantastbares Recht zu sehen, das verteidigt werden muss, möchte sie die überwältigende Mehrheit der Frauen in diesem Land eingeschränkt und nicht von Steuergeldern finanziert sehen. Eine Mehrheit glaubt auch, dass Abtreibung moralisch falsch ist und auf lange Sicht den Frauen schadet.“

Die Zahlen sprechen in der Tat eine deutliche Sprache. So sind 83% der Amerikanerinnen dafür, dass Trump als US-Präsident Abtreibungen auf internationaler Ebene nicht mehr finanziert. 77% der Frauen möchten Abtreibungen höchstens bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels durchgeführt sehen, 59% der Amerikanerinnen finden diese Prozedur moralisch falsch. So gelangt Mancini zu dem Fazit: „Frauen zu erzählen, sie müssten pro Abtreibung sein, um sich in die moderne Frauenbewegung einzufügen, zwingt uns eine Perspektive auf, die den meisten von uns vollkommen fremd ist.“ [3]

Wir haben es hier nicht mit einem rein US-amerikanischen Phänomen zu tun. Im feministisch ausgerichteten Guardian fasste Martin Robbins die Erkenntnisse der verschiedensten britischen Studien folgendermaßen zusammen: „Etwa 24 bis 35% der Männer wollen die Abtreibung stärker einschränken, gegenüber 43 bis 59% der Frauen – eine konstante Differenz von etwa 20 Prozentpunkten.“ Wenn also nur Frauen abstimmen dürften, folgerte Robbins, dann würden sie sich eher für eine Einschränkung der Abtreibung aussprechen. Ließe man nur Männer abstimmen, fiele das Ergebnis umgekehrt aus. [4] Wenn also etwa die Feministin Antje Schrupp beklagt, es sei „eigentlich wirklich krass, dass Personen, die mit Sicherheit nicht schwanger werden können, überhaupt bei diesem Thema mitentscheiden dürfen“ [5], schneidet sie sich ins eigene Fleisch.

Ein zentrales Problem bei diesem populären Irrtum ist, dass er nicht auf das Thema Abtreibung beschränkt ist, sondern sich generell darauf erstreckt, dass ein bestimmtes politisches Lager als Fürsprecher aller Frauen auftritt und viele Leitmedien diese Behauptung nur allzu leichtfertig übernehmen, statt zu fragen, was die Mehrheit der Frauen wirklich möchte. Mit Beschimpfungen wie „chauvinistisches Arschloch“ wird die Position einer Minderheit weiter emotional aufgeladen, statt dass die Debatte versachlicht wird. Das Ergebnis war eine von den Leitmedien erzeugte Filterbubble, in der man noch am Tag der US-Wahl davon überzeugt war, dass Trump gegen Clinton ohnehin keine Chance haben würde. Als er dann nicht zuletzt wegen seines Rückhalts bei etlichen Frauen ins Weiße Haus gelangte, hatten viele Beobachter über lange Zeit Probleme, mit dieser Wirklichkeit umzugehen. Sie hatten sich zu sehr darauf verlassen, dass Feministinnen und ihre Sprachrohre in den Medien tatsächlich die Mehrheit der weiblichen Bevölkerung vertraten.

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[i] Vgl. Pasic, Ana Marija: Der Widerstand der Frauen. Online seit dem 11. Januar 2017 unter http://www.zeit.de/kultur/2017-01/donald-trump-frauen-widerstand-abtreibungsverbot-pasic-10nach8.

[2] Vgl. N.N.: Diese Beschlüsse zeigen: So frauenfeindlich ist Trumps Politik. Online seit dem 17.10.2017 unter http://www.brigitte.de/fmag/welt/donald-trump–so-frauenfeindlich-ist-seine-politik-10971122.html.

[3] Vgl. Mancini, Jeanne: Poll Finds Most Women Back Abortion Restrictions. Online seit dem 27.1.2017 unter https://www.realclearpolitics.com/articles/2017/01/27/poll_finds_most_women_back_abortion_restrictions_132913.html.

[4] Vgl. Robbins, Martin: Why are women more opposed to abortion? In: Guardian vom 30.4.2014, online unter https://www.theguardian.com/science/the-lay-scientist/2014/apr/30/why-are-women-more-opposed-to-abortion.

[5] Vgl. https://twitter.com/antjeschrupp/status/966759092881588225.