Lexikon der feministischen Irrtümer

Politisch korrekte Vorurteile und männerfeindliche Mythen auf dem Prüfstand der Wissenschaft

von Arne Hoffmann

„Schon Taschengeld bekommen Jungen mehr als Mädchen.“

DIE WAHRHEIT HINTER DEM BELIEBTEN IRRTUM:

Zahlreiche Medien berichteten im Jahr 2016 entrüstet darüber, dass es den vermeintlichen Gender Pay Gap (eine Gehaltslücke zu Lasten von Frauen) auch schon bei Kindern gäbe. Studien zufolge erhielten Jungen mehr Taschengeld als Mädchen ausgehändigt. Dies wurde als ein weiterer Beweis für die Benachteiligung des weiblichen Geschlechts präsentiert.

Stattdessen waren all diese Meldungen nur ein weiterer Beweis für die oft irrwitzigen Mechanismen unserer Medien. Für das Wissenschafts-Ressort von Spiegel-Online sahen sich die Professoren für Statistik und Stochastik Björn und Sören Christensen die vorliegenden Daten genauer an. Dabei bestätigten sie zunächst, dass tatsächlich zwei Studien zeigten, dass Jungen mehr Taschengeld erhielten als Mädchen: „Die Ergebnisse scheinen deutlich zu bestätigen, dass der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen schon im Kindesalter mit dem Taschengeld beginnt.“

Allerdings, erklärten die Professoren, sollte man auch darauf achten, worüber die Medien nicht berichteten – über die Reihe von Studien nämlich, die keine solche Bevorteilung von Jungen zeigten:

„So hat eine aktuellere Befragung der LBS unter knapp 10.000 Schulkindern im Jahr 2014 keine statistisch abgesicherten Unterschiede zutage gefördert. Dieser fehlende Unterschied bei der mittleren Taschengeldhöhe zwischen Jungen und Mädchen fand in der medialen Berichterstattung kaum Beachtung. Eine weitere alle drei Jahre durchgeführte großangelegte Befragungsstudie, die KidsVerbraucherAnalyse durch Egmont Ehapa Media mit knapp 2500 Kindern im Alter von 6 bis 13 Jahren fand für die Jahre 2009, 2012 und 2015 keine Unterschiede in der Taschengeldhöhe zwischen den Geschlechtern.“

Eine sehr solide wissenschaftliche Datenbasis liefere mit gut 4500 Angaben von 17jährigen Jugendlichen über mehrere Jahre hinweg auch das Sozio-oekonomische Panel (SOEP). Diesen Daten zufolge liegt das mittlere monatliche Taschengeld für Mädchen sogar knapp fünf Prozent höher als für Jungen.

All diese Erkenntnisse wurden indes von den Medien kaum aufgegriffen. Breit zum Thema gemacht wurden stattdessen die Ausreißer unter den Untersuchungen, die auf eine Benachteiligung von Mädchen hinzudeuten schienen. Denn nur diese Studien passten in das feministisch geprägte Deutungsraster von der allgegenwärtigen Benachteiligung des weiblichen Geschlechts. [1]

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[1] Vgl. hierzu und zu den anderen Zitaten dieses Eintrags Christensen, Björn und Christensen, Sören: Hauptsache spektakulär. Online seit dem 27.7.2016 unter http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/taschengeld-gibt-es-wirklich-einen-gender-pay-gap-a-1100475.html.