Lexikon der feministischen Irrtümer

Politisch korrekte Vorurteile und männerfeindliche Mythen auf dem Prüfstand der Wissenschaft

von Arne Hoffmann

„Vätermonate sind gut dazu geeignet, die traditionelle Rollenverteilung aufzubrechen.“

DIE WAHRHEIT HINTER DEM BELIEBTEN IRRTUM:

Junge Väter können sich heute mindestens zwei Monate ganz auf die Erziehung ihres Kindes konzentrieren und ihrem Beruf für diese Zeit den Rücken kehren. Diese Regelung wurde auch deshalb eingeführt, weil man damit mehr „Geschlechtergerechtigkeit“ erzielen wollte. Der erhoffte pädagogische Effekt war, dass nicht automatisch die Mutter die Person ist, die sich für eine bestimmte Periode aus der Arbeitswelt zurückzieht, und dass der Vater sich auch über diese zwei Monate hinweg stärker um Familie und Haushalt kümmert. Auf diese Weise sollen sich Frau und Mann noch stärker angleichen als bisher.

Ein Wissenschaftsteam der Norwegian Business School in Oslo hat untersucht, ob dieser angestrebte Effekt tatsächlich eintritt. Das war nicht der Fall. In den Familien, in denen die Väter zu Hause geblieben waren, glichen sich weder die Arbeitszeiten von Vater und Mutter an noch der Verdienst. Die Forscher fanden auch keine Anhaltspunkte dafür, dass die Väterzeit zu mehr Geburten oder weniger Scheidungen führte. Ähnliche Ergebnisse hatte bereits eine Studie aus Schweden erbracht, die im Jahr zuvor veröffentlicht worden war. [1] Eine Angleichung im negativen Sinne erfahren allerdings viele Väter, die länger als zwei Monate Elternzeit nahmen. Diese Entscheidung führt für sie nämlich oft zu beruflichen Schäden. Zu dieser Erkenntnis gelangte die Studie „Nachhaltige Effekte der Elterngeld-Nutzung durch Väter“ des Berliner Instituts für sozialwissenschaftlichen Transfer. Viele der hierfür befragten Väter berichteten, dass unabhängig davon, ob ihr Betrieb als familienfreundlich gilt, nach ihrer Rückkehr in den Beruf ihre bisherigen Tätigkeitsfelder eingeschränkt wurden, man ihnen Projekten mit weniger Verantwortung übertrug oder eine eigentlich anstehende Beförderung ausblieb. Einem Vater, den Die Welt in einem Bericht über die Studie exemplarisch zitiert, wurde beispielsweise „Illoyalität als Mann“ vorgeworfen. „Man hätte einfach etwas anderes erwartet“, teilte ihm seine Vorgesetzte mit, „sonst hätte man ja eine Frau einstellen können“. [2]

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[1] Vgl. Becker, Lisa: Vätermonate bringen wenig. In Frankfurter Allgemeine vom 12.11.2014. Online unter http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/keine-wirkung-von-vaetermonaten-nur-kinder-werden-schlauer-13262396.html.

[2] Vgl. Wisdorff, Flora: Zu viele Vätermonate sind ein Karriererisiko. In: Die Welt vom 11.3.2015, online unter https://www.welt.de/wirtschaft/article138292547/Zu-viele-Vaetermonate-sind-ein-Karriere-Risiko.html.