Lexikon der feministischen Irrtümer

Politisch korrekte Vorurteile und männerfeindliche Mythen auf dem Prüfstand der Wissenschaft

von Arne Hoffmann

„Feministinnen finden sexistische Männer abstoßend.“

DIE WAHRHEIT HINTER DEM BELIEBTEN IRRTUM:

Feministinnen haben allen Formen von Sexismus den Kampf angesagt und verabscheuen Männer, die sich in irgendeiner Form sexistisch verhalten – sollte man meinen. Aber so einfach ist das nicht:

Es gibt nämlich auch eine Form von Sexismus, die Sozialpsychologen als „wohlwollenden Sexismus“ bezeichnen: Männer nehmen Frauen schwere Lasten ab, halten ihnen die Tür auf, helfen ihnen in den Mantel, rücken ihnen am Tisch den Stuhl zurecht, übernehmen die komplette Rechnung im Restaurant und so weiter. Diese Form von Sexismus könnte ebenso schädlich, wenn nicht sogar noch schädlicher als die Frauenverachtung sein, die normalerweise angeprangert wird. Denn während sie unsichtbar bleibt oder sich den Anstrich verleiht, besonders frauenfreundlich zu sein, präsentiert sie den Mann als stark und die Frau als ein schwaches Wesen, das männliche Hilfe benötigt, um in dieser Welt zurechtzukommen. Studien zufolge neigen Frauen, die dieses Verhalten annehmen, dazu, zunehmend von Männern abhängig zu werden. Sie sind eher bereit, sich von Männern sagen zu lassen, was sie tun können und was nicht, sind weniger ehrgeizig und bestehen bei der Arbeit und bei kognitiven Tests nicht so gut.

Trotzdem wirken Männer, die Mitglieder des weiblichen Geschlechts in dieser Weise verhätscheln, auf viele Frauen anziehend. Aber – dabei handelt es sich doch sicherlich nur um Frauen, die traditionellen Geschlechterbildern anhängen, und keineswegs um Feministinnen, die selbstständig, stark und autonom sein möchten?

Um das herauszufinden, ermittelten die Sozialpsychologen Pelin Gül von der Iowa State University und Tom R. Kupfer von der Freien Universität Amsterdam, wie stark bei ihren weiblichen Versuchspersonen feministische Einstellungen vorherrschend waren. Es stellte sich heraus, dass solche Frauen Männer eher als herablassend und gönnerhaft betrachteten als nicht-feministische Frauen. Aber ebenso wie die nicht-feministischen Frauen fanden auch die Feministinnen solche Männer attraktiver. Auch sie nahmen solche Männer eher als ideale Beschützer und Versorger wahr. [1]

Diese Studie gibt den Forschern zufolge einigen Anlass zur Besorgnis, was Kurse angeht, die aktuell vor allem an US-Colleges angeboten werden und jungen Männern ihre „toxische“ Männlichkeit austreiben sollen. „Ich denke nicht, dass wir Männer und Frauen zwingen sollten, identisch zu sein und zu handeln“, erklärte Perin Gül. „Männer dazu zu ermutigen oder gar zu zwingen, mit Frauen identisch zu sein, ist eine grausame Form sozialer Manipulation und ignoriert komplett die menschliche Natur, einschließlich der unterschiedlich entwickelten Paarungspsychologie von Männern und Frauen.“ [2]

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[1] Vgl. Gül, Pelin und Kupfer, Tom R.: Benevolent Sexism and Mate Preferences: Why Do Women Prefer Benevolent Men Despite Recognizing That They Can Be Undermining? In: Personality and Social Psychology Bulletin Vol. 45, 1/2019, online unter https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0146167218781000 sowie Gül, Pelin und Kupfer, Tom R.: Why women – including feminists – are still attracted to ‘benevolently sexist’ men. Online seit dem 19.9.2018 unter https://theconversation.com/why-women-including-feminists-are-still-attracted-to-benevolently-sexist-men-101067.

[2] Vgl. Airaksinen, Toni: Researchers say masculinity training ‚ignores human nature. Online seit dem 18.7.2018 unter https://www.campusreform.org/?ID=11134.