Lexikon der feministischen Irrtümer

Politisch korrekte Vorurteile und männerfeindliche Mythen auf dem Prüfstand der Wissenschaft

von Arne Hoffmann

„Die Opfer von Vergewaltigungen sind weit überwiegend Frauen, die Täter Männer.“

DIE WAHRHEIT HINTER DEM BELIEBTEN IRRTUM:

Kaum ein Statement ist typischer für die Einstellung vieler Feministinnen zum Thema Vergewaltigung und ähnlich schwerer Übergriffe wie eine Äußerung, die die Publizistin Meike Lobo zum Höhepunkt der „Aufschrei“-Kampagne tätigte. Meike Lobo erklärte damals, Kommentare mit dem Hinweis, Männer seien auch Opfer von beispielsweise sexueller Gewalt, in ihrem Blog „durch die Bank“ nicht freizuschalten: „Vor dem ungeheuren, ja, ungeheuerlichen Berg sexueller Gewalt, der Frauen weltweit jeden Tag ausgesetzt sind, empfinde ich solche Äußerungen als selbstgerecht, höhnisch und verachtend.“ [1]

Dies ist offenkundig ein perfekter Zirkelschluss: Man muss männliche Opfer sexueller Gewalt nur konsequent ignorieren, schon zeigt sich, dass von dieser Gewalt weit überwiegend Frauen betroffen sind. Selbstgerecht und verachtend erscheinen dann die Menschen, die auf Gewaltopfer aufmerksam machen, statt denjenigen, die diesen Menschen den Mund stopfen – mit dem besten Gewissen natürlich.

Wissenschaftliche Studien, die objektiv beide Geschlechter in den Blick nehmen, gelangen zu dem Ergebnis, dass beide Geschlechter ähnlich stark von sexueller Gewalt betroffen sind. Die aktuellste Untersuchung stammt von der US-amerikanischen Geschlechterforscherin und Menschenrechtlerin Lara Stemple. Sie ermittelte aufgrund landesweit erhobener repräsentativer Daten, dass Männer und Frauen fast genauso häufig nicht-einvernehmlichen Sex erlebten, wobei die meisten männlichen Opfer von weiblichen Tätern berichteten. 1,270 Millionen weiblichen Opfern standen 1,267 Millionen männliche Opfer gegenüber – ein fast deckungsgleiches Ausmaß. 79 Prozent der Männer berichteten, sie seien im Laufe ihres Lebens schon einmal gezwungen worden, in eine andere Person einzudringen, was, wie Stemple betont, nach Ansicht der meisten Forscher eine Form der Vergewaltigung darstellt. Stemple und die Mitarbeiter ihres Forscherteams beklagen eine „Kultur der Verleugnung“ und des Herunterspielens dieses Problems, was sich selbst in Bereichen wie der Sorge für geistige Gesundheit, der Sozialarbeit und dem Rechtswesen finde. [2]

Stemple selbst bezeichnet ihre Erkenntnisse als „überraschend“. Tatsächlich hatte ich bereits 2001 in meinem Buch „Sind Frauen bessere Menschen?“ über Studien berichtet, die zu ähnlichen Erkenntnissen gelangten. [3] Die Reaktionen darauf waren ein wenig Spott von Alice Schwarzers Emma und eine bis heute anhaltende Kampagne zweier parteinaher Stiftungen und einiger Medien, in der alles gegeben wurde, um männerpolitische Forscher und Aktivisten wie mich als eine Mischung aus Kriminellen, Rechtsradikalen und Geisteskranken darzustellen, mit denen man sich auf keinen Fall unterhalten solle.

Dessen ungeachtet sind in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Studien veröffentlicht worden, die hervorragend belegen, dass es zwischen Frauen und Männern keineswegs eine riesige Kluft gibt, wenn es um die Häufigkeit geht, Opfer sexueller Gewalt zu werden. Einige Beispiele:

* Schon im Jahr 1988 stellte die auf Frauen- und Genderstudien spezialisierte Psychologin

Charlene Muehlenhard in einer umfangreichen Studie fest: „Mehr Frauen (97,5%) als Männer (93,5%) hatten unerwünschte sexuelle Aktivitäten erlebt; mehr Männer (62,7%) als Frauen (46,3%) hatten unerwünschten Geschlechtsverkehr.“ [4]

* Von einem bemerkenswerten Zahlenverhältnis berichtete die US-amerikanische Professorin für Frauenstudien Abigail Rine 2013 im linksliberalen Magazin The Atlantic, wobei Rine sich auf die National Intimate Partner and Sexual Violence Survey aus dem Jahr 2010 bezieht, eine nationale, repräsentative Untersuchung über Opfer sexueller Gewalt. In den zwölf Monaten vor der Erhebung, berichtet Rine, waren 1,26 Millionen Männer (1,1 Prozent aller Männer insgesamt) ihren Angaben nach „zur Penetration gezwungen“ worden, was fast deckungsgleich sei mit den 1,27 Millionen Frauen (1,1 Prozent aller Frauen insgesamt), die im selben Zeitraum vergewaltigt worden sein sollen. Bei den zum Sex genötigten Männern waren die Täter in achtzig Prozent aller Fälle weiblich. „Wenn diese Zahlen auch nur annähernd zutreffen“, so Rine, „zeigen sie ein signifikant anderes Bild von sexueller Gewalt in den USA, als ich gewohnt bin.“ [5] Vor allem in stramm feministisch ausgerichteten Magazinen wie Jezebel und Salon waren die männlichen Opfer bei der Berichterstattung über diese Studie komplett übergangen worden. [6] Lediglich das Blog Everyday Feminism entzog sich dieser Tabuisierung der hohen Zahl männlicher Opfer. [7] Brittany Tyler von der Canadian Association for Equality indes weist darauf hin, dass einige Zahlen dieser Statistik sogar auf eine leicht höhere Opferrate unter Männern schließen lassen. [8]

* Im Oktober 2013 berichtete das Wissenschaftsmagazin National Geographic über eine aktuelle Studie, die von den Wissenschaftlerinnen Michele Ybarra und Kimberly Mitchell in der akademischen Fachzeitschrift JAMA Pediatrics veröffentlicht wurde. Diese Untersuchung zeigte, dass im Alter von unter 18 Jahren beide Geschlechter in etwa demselben Ausmaß zu sexuellen Übergriffen neigen. „Vor nicht allzu langer Zeit wurden Männern die Fragen über Tätererfahrungen und Frauen die Fragen über Opfererfahrungen gestellt“, erläutert Ybarra den sexistischen Hintergrund, der zur bis heute bestehenden Schieflage der Debatte über sexuelle Gewalt führte. „Wir haben die Tatsache nie wahrgenommen, dass Männer Opfer und Frauen Täter sein könnten.“ [9]

* Einer von der American Psychological Association im Fachmagazin Psychology of Men and Masculinity veröffentlichten Studie der Universität Missouri zufolge berichten 43 Prozent der Jungen an High Schools und jungen Männer an Colleges über ungewollten Sex. 95 Prozent von ihnen gaben an, eine weibliche Bekannte sei die Täterin gewesen. [10] Die hohen Opferzahlen ergeben sich allerdings durch dasselbe Verfahren, mit dem man auch bei Frauen zu derart hohen Opferzahlen gelangt, nämlich indem man verbalen Druck, Unter-Alkohol-Setzen etcetera mitrechnet. Von erzwungenem Sex durch körperliche Gewalt berichteten „nur“ 18 Prozent der befragten Jungen und Männer. Männliche Opfer seien noch seltener bereit als Frauen, solche Erfahrungen zu schildern, berichtet die Psychologin Dr. Bryana French, Co-Autorin der Studie, „aber wenn man sie gezielt fragt, ob es bei ihnen geschehen ist, sagen sie, es sei ihnen geschehen.“ [11]

„Gibt es eine Epidemie von Vergewaltigungen – durch Frauen?“ betitelte daraufhin die auflagenstarke Zeitung USA Today einen Artikel des Juraprofessors Glenn Reynolds über diese Forschungserkenntnisse. [12]

* „Warum werden 96 Prozent aller sexuellen Übergriffe auf Männer nicht zur Anzeige gebracht?“ fragte am 18. November 2015 die britische Tageszeitung Telegraph mit Bezug auf eine neue Studie mit dem Titel „Silent Suffering – Supporting the Male Survivors of Sexual Assault“. Was Großbritannien betrifft, geht man inzwischen von 670.000 dieser Übergriffe in den letzten vier Jahren aus: „Diese Zahl mag sich überwältigend anhören, aber für diejenigen von uns, die mit Opfern arbeiten, stellt sie keine Überraschung dar“ merkt Michael May an, der Autor des Artikels und Direktor der Gruppe SurvivorsUK, die sich um männliche Opfer sexueller Gewalt kümmert. [13]

* Der Geschlechter- und Antidiskriminierungsforscher Dr. Peter Döge weist in seiner Studie für die Evangelische Kirche Deutschlands darauf hin, dass acht Prozent aller Frauen angegeben hatten, ihren Partner bereits sexuell genötigt zu haben. Der Anteil der Frauen, die sich durch ihre Männer sexuell genötigt fühlten, liegt mit zwölf Prozent nur um ein Drittel höher. [14] Döges Zahlen beruhen nicht nur auf den Berichten männlicher Opfer. Auch die befragten Frauen hatten in der genannten Rate angegeben, ihren Partner zu sexuellen Handlungen gezwungen zu haben.

* Der Soziologe Bastian Schwithal gelangt bei einer Auswertung von 55 Studien zu diesem Thema zu dem Fazit, „dass Männer ebenfalls und im weitaus größeren Ausmaß als bisher angenommen sexuelle Gewalt (auch schwere Formen) erfahren. Beim Verüben von sexueller Gewalt ergibt sich ein Geschlechtsverhältnis von 57,9% Männer gegenüber 42,1% Frauen und hinsichtlich erlittener Gewalt ein Männer-Frauen-Verhältnis von 40,8% zu 59,2% .“ [15]

* Auf den Seiten der News-Plattform Telepolis veröffentlichte der Professor für Psychologie Stephan Schleim am 13. Oktober 2016 den Beitrag „Sexuelle Gewalt: Neue Studien belegen geringe Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Opfern“. Darin erläutert Schleim:

„Medien und Politik zeichnen ein einseitiges wie eindeutiges Bild: Opfer sexueller Gewalt sind vor allem Frauen. Männer werden in der Regel als Täter dargestellt. Neue Studien widerlegen dieses Bild deutlich. Bei Untersuchungen in Chile und der Türkei gab es kaum Unterschiede bei den Opfererfahrungen zwischen den Geschlechtern. Im europäischen Vergleich zeigten sich 32% der Frauen und 27% der Männer betroffen von sexueller Gewalt. Es ist höchste Zeit, dass Medien und Politik ihr falsches Bild korrigieren.“ [16]

Die genauen Zahlen mögen bei den Studien aufgrund unterschiedlicher Fragestellung etwas auseinander liegen, aber das Gesamtbild ist klar: Der Mythos von Vergewaltigung als ein Verbrechen mit männlichen Tätern und weiblichen Opfern lässt ich nicht halten. Dies gilt umso mehr, als von all diesen Statistiken und Befragungen sexuelle Gewalt, die unter ganz besonderen Umständen stattfindet, noch nicht einmal erfasst wurde.

Vor mehr als 20 Jahren nämlich machte die amerikanische Bürgerrechtlerin Nadine Strossen darauf aufmerksam, dass in den USA deutlich mehr Männer als Frauen vergewaltigt werden, wenn man die Situation in den Gefängnissen mitzählt, ohne dass dieses Verbrechen dieselbe öffentliche Aufmerksamkeit erhält. [17] Eine ungewöhnliche Ausnahme war die britische Daily Mail, die mit Bezug auf Zahlen des US-Justizministerium geschätzte 216.000 Vergewaltigungen pro Jahr in Gefängnissen den jährlich 90.479 angezeigten Vergewaltigungen außerhalb der Gefängnismauern gegenüberstellte. [18] Auch in Großbritannien ist von Tausenden hinter Gittern vergewaltigten Männern pro Jahr die Rede. [19]

Man muss hier allerdings vor der scheinbar naheliegenden, in Wahrheit aber irreführenden Annahme warnen, dass eine Vergewaltigung im Gefängnis weit überwiegend bedeutet, dass ein Mann von einem anderen Mann vergewaltigt wird. Sogar das ist der neuesten Forschung zufolge ein Mythos. Stattdessen gelangt eine Studie aus dem Jahr 2013 zu der überraschenden Erkenntnis, dass Frauen in einem Frauengefängnis dreimal häufiger von ihren weiblichen Mitgefangenen vergewaltigt wurden (13,7 Prozent) als Männer durch andere männliche Häftlinge (4,2 Prozent). [20] Diese Erkenntnis läuft feministischen Thesen vom gewalt- und sexgeilen Mann zuwider, deckt sich aber mit Erkenntnissen, dass auch häusliche Gewalt bei lesbischen Paaren häufiger vorkommt als in schwulen und heterosexuellen Partnerschaften. [21]

Was die Situation in Deutschland angeht, zeigte eine 2012 veröffentlichte Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, dass die Wahrscheinlichkeit, im Jugendvollzug innerhalb eines Monats vergewaltigt zu werden, bei sieben Prozent liegt. „Das ist eine Horrorquote. Wir haben ja nicht nach einem Jahr gefragt“, erklärte dazu Christian Pfeiffer, Leiter des Forschungsinstituts. Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann (CDU) allerdings erklärte, er könne derlei Zahlen „gut akzeptieren“. Ein Knast sei nun einmal „keine Mädchenpension“. [22]

Auch eine Anfang 2010 veröffentlichte Studie des US-Justizministeriums stellt gewohnte Geschlechterklischees auf den Kopf. Ihr zufolge werden zwölf Prozent aller Jugendlichen während ihrer Haft sexuell missbraucht – und die große Mehrheit von ihnen durch Wärterinnen. [23] Über eine Untersuchung von sexuellem Missbrauch von Häftlingen durch das Haftpersonal berichtet das linksliberale Magazin The Atlantic Folgendes:

„Unter den Erwachsenen, die sexuellen Kontakt mit dem Gefängnispersonal meldeten, einschließlich einiger Kontakte, die Gefangene als ‚freiwillig‘ bezeichneten, die aber tatsächlich oft mit Zwang zu tun haben und immer illegal sind, nannten 80 Prozent ausschließlich weibliche Täter. Bei den Jugendlichen waren es 89,3 Prozent. Homosexuelle Männer und Frauen berichteten zwei- bis dreimal häufiger über solche Fälle. ‚Der unverhältnismäßige Missbrauch durch weibliche Mitarbeiter tritt nicht auf, weil mehr Frauen beim Haftpersonal tätig sind‘, schreiben die Autoren der Studie. ‚Männer sind in Positionen, die einen direkten Kontakt mit Insassen erfordern, in einem Verhältnis von drei zu eins in der Überzahl.'“ [24]

Abhängigkeitsverhältnisse werden entgegen den gängigen Klischees offenkundig von beiden Geschlechtern für sexuelle Kontakte ausgenutzt. Eine 2007 im kanadischen Vancouver durchgeführte Studie über auf der Straße lebende Jugendliche etwa überraschte die Forscher mit der Erkenntnis, dass eine beträchtliche Anzahl von Frauen an der sexuellen Ausbeutung dieser gefährdeten Jugendlichen beteiligt sind: Frauen waren für 79 Prozent der sexuellen Ausbeutung von Jungen und einen kleineren Prozentsatz der Mädchen verantwortlich. [25]

Ein weiteres Problemfeld ist das US-amerikanische Militär, wo einer Untersuchung zufolge ebenfalls mehr Männer (22.000) als Frauen (14.000) Opfer sexueller Übergriffe wurden – wobei, ähnlich wie bei häuslicher Gewalt, noch weniger Männer als Frauen Dritten davon berichteten (220 im Vergleich zu 2530 gemeldeten Fällen). [26] Dies sei eine „superleise Epidemie“ berichtet Dr. Curt Dill, Leiter der Notfallmedizin am Veteranenkrankenhaus von Manhattan, der kürzlich eine Zuflucht für weibliche Veteranen eröffnete, die Hilfe nach sexuellen Traumatisierungen suchten. Während sich die Medien hauptsächlich auf Sexualverbrechen gegen Frauen konzentriert haben, betont auch der Filmemacher Michael Matthews, der an einer Dokumentation über dieses Problem arbeitet, dass sexueller Missbrauch im Militär „kein Geschlechterproblem, sondern ein Menschenrechtsproblem“ darstelle. [27]

Sexuelle Übergriffe bei der Bundeswehr hingegen werden noch überwiegend von Männern begangen – allerdings nicht derart überwiegend, wie viele vermutlich glauben. So ermittelte eine Untersuchung dieses Problems 113 Fälle von „Handlungen gegen die sexuelle Selbstbestimmung“, also sexuelle Nötigungen und Vergewaltigungen, begangen durch männliche Vorgesetzte sowie immerhin 57 solcher Fälle begangen durch weibliche Vorgesetzte. Das Übergewicht männlicher Täter dürfte hier allein deshalb bestehen, weil die allermeisten Vorgesetzten bei der Bundeswehr noch immer männlich und nicht weiblich sind. [28]

Die erste britische Studie, die untersuchte, mit welchen Strategien Frauen Männer am häufigsten dazu brachten, gegen ihren Willen Sex mit den Täterinnen zu haben, veröffentlichte Dr. Siobhan Weare von der Lancaster University Law School im November 2018 im akademischen Fachmagazin Archives of Sexual Behavior: Hierbei stellte sich heraus, dass die Frauen den unerwünschten Sex am häufigsten herbeiführten durch körperliche Bedrohungen und Gewalt sowie dadurch, dass sie eine Berauschtheit ausnutzten. Einige Frauen wendeten Strategien an, die ihnen als Frauen weit eher zur Verfügung standen als Männern: Sie drohten zum Beispiel, den betreffenden Mann selbst als Vergewaltiger zu verleumden, wenn er nicht mitmachte, oder sie drohten als Mütter damit, die Beziehung des Vaters zu seinem Nachwuchs zu ruinieren beziehungsweise als Schwangere den Fötus zu verletzen oder ihn abzutreiben. Nur zwei der befragten 154 Männer hatten die Tat bei der Polizei angezeigt; beide Fälle kamen nie vor Gericht. 80 Prozent der Opfer teilten nicht einmal ihrer Familie oder ihren Freunden mit, was mit ihnen geschehen war. [29]

Es bleibt den dafür kontinuierlich angefeindeten Männerrechtlern (Maskulisten) überlassen, auf solche Praktiken aufmerksam zu machen. So berichtete am 18.3.2010 das Väterradio unter der Überschrift „Sex mit der Ex für Umgang mit dem Kind“ über Väter, die mit der Mutter ihres Kindes in Scheidung leben und von dieser genötigt werden, eine sexuelle Beziehung aufzunehmen oder weiter aufrechtzuerhalten, damit sie den Kontakt zu ihrem Kind nicht verlieren: „Die Versuchung, darauf einzugehen, scheint nicht gering zu sein. Am Ende bleiben Depression oder Selbsthass.“ [30] Den Leitmedien waren solche Berichte, auch in der MeToo-Debatte, kaum eine Silbe wert.

Die Therapeutin und Sexualarbeiterin Karen Duncan hingegen, die sich schwerpunktmäßig mit sexueller Gewalt beschäftigt, breitet in ihrem Buch Female Sexual Predators (Praeger 2010) mehrere Regalmeter solcher Erkenntnisse aus. Vielleicht sei es an der Zeit zu erkennen, urteilt sie auf dieser Grundlage, dass man das Ziel, Sexualverbrechen zu verhindern, nicht vom Geschlecht abhängig machen kann. Stattdessen haben Menschen, die sexuelle Übergriffe begehen, offenbar andere Gemeinsamkeiten: einen Glauben an sexuelle Vorrechte statt an sexuelle Zustimmung, ein Gefühl der Feindseligkeit und Wut insbesondere gegenüber dem anderen Geschlecht, die Akzeptanz von zwischenmenschlicher Gewalt, die zu einem Freibrief für das eigene Verhalten führt, sowie eine Leugnung des Schadens, den sexuelle Aggression in all ihren vielfältigen Formen einem anderen Menschen zufügt. [31] Wenn männliche Opfer von Vergewaltigungen weiterhin konsequent ignoriert würden, so Duncan, dürfte das auch die Motivation von Männern senken, sexuelle Gewalt gegen Frauen zu beenden. [32] So gelangt sie zu dem Fazit:

„Die sexuelle Aggression einer Gruppe von Menschen (Frauen) zu leugnen und gleichzeitig die sexuelle Aggression einer anderen Gruppe von Menschen (Männer) aufzubauschen, wird der sexuellen Aggression kein Ende bereiten.“ [33]

Bezeichnenderweise wurden männliche Opfer von Vergewaltigungen bis zum Jahr 1997 sogar vom Strafrecht ignoriert. „Wer eine Frau mit Gewalt oder durch Drohung …“ begann zuvor der zuständige Paragraph 177 im Strafgesetzbuch. Erst seit 1997 ist geschlechtsneutral von einer „Person“ die Rede. [34] Im Schweizer Strafrecht kommen Männer bis heute nicht als Opfer einer Vergewaltigung vor. [35]

Das ist nicht zuletzt deshalb übel, weil vergewaltigte Männer durch diese Erfahrung in ähnlicher Weise aufgewühlt werden wie Frauen und dieselben spontanen und späteren Nachwirkungen und traumatischen Reaktionen erleiden. Dazu gehören die Einstellung sozialer Kontakte, sexuelle Funktionsstörungen wie Impotenz, Depressionen, Nervosität, Selbstmordneigung, Dissoziationen, ein geringes Selbstwertgefühl, Zweifel und Unsicherheit bezüglich der eigenen Sexualität, Abneigung gegen unerwartete Berührungen, Abneigung gegen Sexualität bis hin zu Übelkeit und Erbrechen sowie die Furcht, anderen davon zu erzählen. [36]

In einer Studie, die im akademischen Fachmagazin Women & Criminal Justice veröffentlicht wurde, ermittelte das Forscherteam um Lisa Dario, Professorin für Kriminologie an der Florida Atlantic University, dass bei männlichen Opfern Depressionen als Folge eines sexuellen Übergriffes bis heute zu wenig erforscht werden. „Als wir mit dieser Studie begannen“, berichtet Lisa Dario, „glaubten wir fest, wir würden herausfinden, dass Frauen, die sexuell missbraucht wurden, höhere Depressionswerte aufweisen würden als Männer. Ich denke, das liegt an den antiquierten Vorstellungen, dass Männer und Frauen Emotionen unterschiedlich erleben. Was wir zu unserer Überraschung entdeckt haben, ist, dass sexuelle Übergriffe traumatisch sind, unabhängig vom Geschlecht.“ Die Forscher vermuten, dass Männer sogar stärker von Depressionen geplagt werden als weibliche Opfer, weil sie nicht über die sozialen Möglichkeiten und Unterstützungssysteme verfügen, die Frauen zur Verfügung stehen, weshalb sie ihre Emotionen eher nach innen richten. [37]

„Vergewaltigte Männer, egal ob sie von Männern oder von Frauen vergewaltigt wurden, haben es noch schwerer als Frauen“, berichtete mir „Chris“ (der vollständige Name ist mir bekannt), ein Mitarbeiter der Sexual-Beratungsstelle Mayday, in einem Interview für eines meiner Bücher: „Sie werden noch weniger ernst genommen, es gibt keine Hilfsangebote, keine Ansprechpartner, und oft genug glaubt man ihnen auch einfach nicht. Selbstzweifel, Impotenz und Depression ist da die Regel, Selbstmord häufig. Die Dunkelziffer ist riesig. Ich kenne fast keine gemeldeten Fälle, in meinem persönlichen Bekanntenkreis finden sich aber bereits mehrere Betroffene.“

In einer auf meinem Blog Genderama veröffentlichten Zuschrift berichtete mir eine Leserin von ihren Erfahrungen mit diesem Problem:

„Ich bin selbst eine Frau. Mein bester Freund wurde von einer Frau vergewaltigt. Sie war nicht allein – sie hat seine Arglosigkeit ausgenutzt. Hatte ihn mit Helfern und Zurhilfenahme von Medikamenten wehrlos gemacht – und brutalst mehrfach vergewaltigt. Mittlerweile weiß ich, dass dies kein Einzelfall ist. Die Männer schweigen – und bringen sich häufig um.

Es ist neben ihrem verletzten Körper und der verletzten Seele die Folge der weiteren Verletzungen – dass ihnen nicht geglaubt wird, man über sie lacht usw.

Ich vermisse die Info in der Öffentlichkeit, dass auch Männer vergewaltigt werden – und sehr brutal. Ich vermisse die Info, dass Männer geschlagen werden und sich oft nicht wehren – still leiden. Sagen die Männer was, sind sie ein Waschlappen. Schlagen sie zurück – sind bestimmt sie diejenigen, die angefangen haben.“

Dass männlichen Opfern sexueller Gewalt häufig die Schuld an dieser Erfahrung gegeben wird, legt James Landrith, seiner Darstellung nach selbst Opfer einer Vergewaltigung durch eine Frau, auf der amerikanischen Website The Good Men Project dar. [38] Zu den von Landrith aufgeführten immer wieder reflexartig erfolgenden Abwehrversuchen gehören Sätze wie „Männer können nicht vergewaltigt werden“, „Frauen vergewaltigen nicht“, „Männer sind alle stark, also kann man sich dagegen wehren“, „Männer sind nur hinter dem Geld her“ und dergleichen mehr. Auch hier zeigt sich, dass die Grundlage solchen Leugnens in anderweitig längst überkommenen Geschlechterklischees liegt.

Welche anderen Gründe führen dazu, dass Sexualgewalt gegen Männer trotz ihres erheblichen Ausmaßes unsichtbar bleibt? Das Problem beginnt damit, dass manche sich die Vergewaltigung eines Mannes deshalb nicht vorstellen können, weil sie glauben, dass ohne die sexuelle Bereitschaft und damit das Einverständnis des Mannes keine Erektion auftreten kann – geschweige denn ein Samenerguss. Dabei fand Kinsey schon 1948 bei seinen Forschungen über sexuell missbrauchte Jungen heraus, dass beides weder der Willenskraft unterliegt, noch ausschließlich durch Erregung verursacht wird. Erektionen treten oft spontan infolge äußerer Reize auf, zum Beispiel bei absolut unerotischen medizinischen Untersuchungen im Analbereich. 18 Prozent der männlichen Vergewaltigungsopfer ejakulieren, und das hat nichts damit zu tun, dass sie in irgendeiner Weise Vergnügen empfunden haben. Ebenso kommt es vor, dass vergewaltigte Frauen dabei feucht werden oder sogar einen Orgasmus haben. Vergewaltigungsopfer beiderlei Geschlechts werden oft dadurch zusätzlich verstört, dass sie sich von ihrem eigenen Körper in einer solchen Notsituation betrogen fühlen oder selbst glauben, insgeheim Genuss empfunden zu haben. Hinzu tritt, dass Männern, die vor Gericht behaupten, vergewaltigt worden zu sein, obwohl sie darauf mit einer Erektion und einer Ejakulation reagierten, oft nicht geglaubt wird. Richter sind genauso dem Klischeedenken und der einseitigen Information in unserer Gesellschaft ausgesetzt wie jeder andere Mensch. [39]

Mitunter werden männliche Opfer auch unter Druck gesetzt, ihre Vergewaltigung durch eine Frau in einer Weise zu interpretieren, die mit Männlichkeitsidealen übereinstimmt, wie z.B. der Vorstellung, dass Männer jede verfügbare Gelegenheit für Sex genießen sollten. Der Übergriff auf einen noch heranwachsenden Mann wird gerne als eine Form der Einführung in die Welt der Sexualität umgedeutet. In einigen Fällen werden männliche Opfer als Verantwortliche für den Missbrauch dargestellt. Weil Frauen hingegen generell als wohlwollend, unterwürfig und hilfreich gelten, blenden es viele aus, wenn die Täterinnen in solchen Fällen sexuell manipulativ, dominant und sogar gewalttätig waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass gegen weibliche Täter ermittelt wird, sie verhaftet oder bestraft werden, ist deshalb geringer als bei männlichen Tätern, was das beliebte Vorurteil von der weniger bösartigen Frau wieder zu bestätigen scheint. [40] Lara Stemple und ihre Kollegen berichten, dass Männer, die Vergewaltigungen oder sexuelle Übergriffe melden, häufig auf die Reaktion stoßen, es sei doch „kein wirklicher Schaden angerichtet worden“. In einer australischen Studie berichteten männliche Opfer von Vergewaltigungen, dass Polizisten, denen sie von dem Verbrechen berichteten, versuchten, das Trauma der Opfer zu leugnen oder zu bagatellisieren. Oft wurde ihnen nicht geglaubt oder sie wurden ignoriert. [41]

Auch geschlechterpolitisch ist dieses Thema ein heißes Eisen. „Ähnlich wie Forscher auf dem Gebiet der häuslichen Gewalt“, berichtet Karen Duncan, „haben Forscher auf dem Gebiet der weiblichen sexuellen Aggression analoge Feindseligkeiten erfahren.“ Als etwa der Sexualforscher Peter Anderson seine Dissertation über die sexuellen Aggressionen von Frauen gegen Männer schreiben wollte, teilten ihm seine Kollegen mit, das er dadurch den politischen Anliegen von Frauen schaden könne, und sagten voraus, dass seine Arbeit niemals veröffentlicht werden würde. [42] In ihrem Buch „When Women Sexually Abuse Men“ berichten Philip Cook und Tammy Hodo über den Psychologen Howard Fradkin, der die Anlaufstelle malesurvivor.org mitbegründete und über tausend betroffene Männer therapeutisch betreute. Fradkin zufolge scheuen die Medien davor zurück, über weibliche Täter und männliche Opfer zu berichten, weil sie befürchten, in diesem Fall als „antifeministisch“ etikettiert zu werden. [43] Diese Angst ist leider nur allzu berechtigt. Wer sich für Gewaltopfer beiderlei Geschlechts einsetzt, soll mit derartigen Anfeindungen und einem über lange Jahre andauernden Rufmord als Unperson aus der Debatte ausgegrenzt werden. Während Frauen es geschafft haben, einen Diskurs zu entwickeln, bei dem sich Opfer sexueller Gewalt unterstützt und sicher fühlen können, müssen wir Männer uns das immer noch mühevoll und unter hohen persönlichen Opfern erkämpfen.In Deutschland ist die sexistische Haltung unverhohlen Regierungspolitik. „Auch das deutsche Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat für eine repräsentative Studie aus dem Jahr 2004 ausschließlich die Erfahrungen weiblicher Opfer einbezogen“, berichtet der Psychologieprofessor Stefan Schleim. „Diese Untersuchung spielte jüngst bei der Nein-heißt-nein-Kampagne wieder eine große Rolle. Die dem Ministerium ebenfalls vorliegende Pilotstudie zu Gewalterfahrungen von Männern in Deutschland wurde demgegenüber bis heute nicht weiter verfolgt.“ [44]

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[1] Vgl. Lobo, Meike: Schreiende Lämmer – das Nachspiel. Online seit dem 27.1.2013 unter http://www.fraumeike.de/2013/schreiende-laemmer-das-nachspiel.

[2] Vgl. Stemple, Lara und Meyer, Ilan: The sexual victimization of men in America: new data challenge old assumptions. In: Am J Public Health, Vol. 104, Nr. 6/2014, S. e19–e26. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4062022 sowie Stemple, Lara und andere: Sexual Victimization Perpetrated by Women: Federal Data Reveal Surprising Prevalence. In: Aggression and Violent Behavior vom 11. Januar 2016, online unter https://www.researchgate.net/publication/308844135_Sexual_Victimization_Perpetrated_by_Women_Federal_Data_Reveal_Surprising_Prevalence sowie Stemple, Lara: Sexual Victimization by Women Is More Common Than Previously Known. In: Scientific American vom 10.10.2017. Online unter https://www.scientificamerican.com/article/sexual-victimization-by-women-is-more-common-than-previously-known sowie Salcuni, Erica: Rape Happens Almost Just as Often to Men. Online seit dem 30.4.2014 unter http://guardianlv.com/2014/04/rape-happens-almost-just-as-often-to-men.

[3] Vgl. Hoffmann, Arne: Sind Frauen bessere Menschen? Schwarzkopf und Schwarzkopf 2001, S. 356-366.

[4] Vgl. Muehlenhard, Charlene: Men’s Self-Reports of Unwanted Sexual Activity. In: Journal of Sex Research Vol. 24, Nr. 1/1988, S. 58-72, online unter https://www.jstor.org/stable/3812822?seq=1#page_scan_tab_contents.

[5] Vgl. Rine, Abigail: Don Draper Was Raped. In: The Atlantic vom 18.6.2013, online veröffentlicht unter http://www.theatlantic.com/sexes/archive/2013/06/don-draper-was-raped/276937/.

[6] Vgl. N.N.: NISVS 2011 Released – Increased Male Victimization And Rape Is Still Not Rape. Online seit dem 9.9.2014 unter http://www.feministcritics.org/blog/2014/09/09/nisvs-2011-released-increased-male-victimization-and-rape-is-still-not-rape-noh.

[7] Vgl. Fischl, Jack: There’s a Rape Epidemic in America That No One Is Talking About: Debunking 4 Myths About Male Survivors. Online seit dem 24.12.2014 unter https://everydayfeminism.com/2014/12/male-rape-epidemic.

[8] Vgl. Tyler, Brittany: National Intimate Partner and Sexual Violence Survey 2011 Released: Sexual Violation of Men Higher Than Expected. Online seit dem 9.9.2014 unter http://equalitycanada.com/national-intimate-partner-and-sexual-violence-survey-2011-released.

[9] Vgl. Basu, Tanya: Study: 10 Percent of U.S. Youths Cause Sexual Violence. Females are just as likely to be perpetrators as males. In: National Geographic vom 7.10.2013. Online veröffentlicht unter http://news.nationalgeographic.com/news/2013/10/131007-sexual-violence-rape-teenagers-sociology. Während weibliche Sexualtäter und ihre Opfer in der Forschung vernachlässigt wurden und werden, gibt es aber doch weit mehr Literatur zu diesem Thema, als wohl viele ahnen – vgl. zu einer umfangreichen Bibliographie http://www.female-offenders.com/Safehouse/bibliography-by-year.

[10] Vgl. French, Bryana und andere: Sexual Coercion Context and Psychosocial Correlates Among Diverse Males. In: Psychology of Men and Masculinity Vol. 16, Nr. 1/2016, S. 42-45, online unter https://www.apa.org/pubs/journals/releases/men-a0035915.pdf. Siehe auch die zusammenfassende Pressemeldung zu dieser Untersuchung, „Coerced Sex Not Uncommon for Young Men, Teenage Boys, Study Finds“, online unter http://www.apa.org/news/press/releases/2014/03/coerced-sex.aspx.

[11] Vgl. Alter, Charlotte: Nearly Half of Young Men Say They’ve Had ‚Unwanted‘ Sex. In: Time vom 25.3.2014. Online unter http://time.com/37337/nearly-half-of-young-men-say-theyve-had-unwanted-sex.

[12] Vgl. Reynolds, Glenn: A rape epidemic — by women? in: USA Today vom 22.9.2014. Online unter http://www.usatoday.com/story/opinion/2014/09/22/rape-cdc-numbers-misleading-definition-date-forced-sexual-assault-column/16007089.

[13] Vgl. May, Michael: Why do 96pc of male sexual assaults go unreported? In: Telegraph vom 18.11.2015, online unter http://www.telegraph.co.uk/men/thinking-man/why-do-96pc-of-male-sexual-assaults-go-unreported.

[14] Vgl. Döge, Peter: Männer – die ewigen Gewalttäter? Verlag für Sozialwissenschaften 2011. Die Kurzfassung steht online unter http://iaiz.aim-site.de/fileadmin/PDF/Publikationen/Doege/Maenner_d_ewigen_Gewalttaeter.pdf.

[15] Vgl. Schwithal, Bastian: Weibliche Gewalt in Partnerschaften. Eine synontologische Untersuchung. Books on Demand 2005, S. 138.

[16] Vgl. Schleim, Stephan: Sexuelle Gewalt: Neue Studien belegen geringe Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Opfern. Online seit dem 13.10.2016 unter https://www.heise.de/tp/features/Sexuelle-Gewalt-Neue-Studien-belegen-geringe-Unterschiede-zwischen-maennlichen-und-weiblichen-Opfern-3347411.html.

[17] Nadine Strossen weist darauf hin, „dass die meisten  Vergewaltigungsopfer Männer sind – und die Tatsache, dass eine beträchtliche Anzahl dieser männlichen Opfer dazu prädestiniert ist, wiederum Gewalttaten gegenüber Frauen zu begehen. Laut vorsichtigen Schätzungen sind mehr als 290.000 Männer pro Jahr in Gefängnissen und Strafanstalten sexuellen Übergriffen ausgesetzt, während das Statistische Bundesamt des Justizministeriums die Zahl der jährlich vergewaltigten Frauen mit 135.000 angibt.“ Da viele Männer mehrfach und durch Gruppen vergewaltigt werden, rechneten Fachleute mit bis zu 45.000 Vergewaltigungen pro Tag. Vgl. Strossen, Nadine: Zur Verteidigung der Pornographie. Für die Freiheit des Wortes, Sex und die Rechte der Frauen. Haffmans 1997, S. 328-329. Siehe dazu auch Donaldson, Stephen: The Rape Crisis Behind Bars. In: The New York Times vom 29.12. 1993, online veröffentlicht unter http://www.nospank.net/rape2.htm.

[17] Vgl. N.N.: Niedersachsens Justizminister: „Ein Knast ist keine Mädchenpension“. In: Der Tagesspiegel vom 16.8.2012, online veröffentlicht unter http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/mobbing-vergewaltigung-pruegel-niedersachsens-justizminister-ein-knast-ist-keine-maedchenpension/7009056.html. Vgl. zur kompletten Studie Bieneck, Steffen und Pfeiffer, Christian: Viktimisierungserfahrungen im Justizvollzug, online unter http://www.kfn.de/versions/kfn/assets/fob119.pdf.

[18] Vgl. N.N.: More men are raped in the US than women, figures on prison assaults reveal. In: Daily Mail vom 8.10.2013. Online unter http://www.dailymail.co.uk/news/article-2449454/More-men-raped-US-women-including-prison-sexual-abuse.html#ixzz50kw5Aa1Z.

[19] Vgl. Lytton, Charlotte: There’s No Ignoring New Prison Rape Statistics. Online seit dem 17.9.2014 unter http://www.thedailybeast.com/articles/2014/09/17/there-s-no-ignoring-new-prison-rape-statistics.html.

[20] Vgl. Vgl. Beck, Allen und Johnson, Candace: Sexual victimization reported by former state prisoners, 2008. Bureau of Justice Statistics 2012, S. 15. Online unter http://www.bjs.gov/content/pub/pdf/svrfsp08.pdf.

[21] Siehe den Eintrag zur häuslichen Gewalt im vorliegenden Lexikon.

[22] Vgl. N.N.: Niedersachsens Justizminister: „Ein Knast ist keine Mädchenpension“. In: Der Tagesspiegel vom 16.8.2012, online veröffentlicht unter http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/mobbing-vergewaltigung-pruegel-niedersachsens-justizminister-ein-knast-ist-keine-maedchenpension/7009056.html. Vgl. zur kompletten Studie Bieneck, Steffen und Pfeiffer, Christian: Viktimisierungserfahrungen im Justizvollzug, online unter http://www.kfn.de/versions/kfn/assets/fob119.pdf.

[23] Vgl. Moore, Martha: Study: Youths sexually abused in juvenile prisons. In: USA Today vom 7.1.2010, online veröffentlicht unter http://www.usatoday.com/news/nation/2010-01-07-juvenile-prison-sexual-abuse_N.htm. Zahlreiche weitere Texte über sexuelle Gewalt in Haftanstalten der USA findet man unter http://www.justdetention.org/en/fact_sheets.aspx.

[24] Vgl. Friedersdorf, Conor: The Understudied Female Sexual Predator. In: The Atlantic vom 28.11.2016, online unter https://www.theatlantic.com/science/archive/2016/11/the-understudied-female-sexual-predator/503492.

[25] Vgl. Smith, A. und andere: Against the odds. A profile of marginalized and street-involved youth in BC. Vancouver 2007. Zitiert nach Duncan, Karen: Female Sexual Predators. Praeger 2010, S. 3.

[26] Vgl. Sizemore, Bill: Military men are silent victims of sexual assault. In: The Virginian Pilot vom 5.10.2009, online veröffentlicht unter http://hamptonroads.com/2009/10/military-men-are-silent-victims-sexual-assault.

[27] Vgl. Evans, Heidi: Majority of sexual assaults and rapes committed in military in 2011 were against men. In: New York Daily News vom 2.9.2012. Online unter http://www.nydailynews.com/majority-sexual-assaults-rapes-committed-military-2011-men-article-1.1150235.

[28] Vgl. Kümmel, Gerhard: Truppenbild ohne Dame? Eine sozialwissenschaftliche Begleituntersuchung zum aktuellen Stand der Integration von Frauen in die Bundeswehr. Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam 2014.

[29] Vgl. Weare, Siobhan: From Coercion to Physical Force: Aggressive Strategies Used by Women Against Men in “Forced-to-Penetrate” Cases in the UK. In: Archives of Sexual Behavior Volume 47, Issue 8/2018, S. pp 2191–2205, online unter https://link.springer.com/article/10.1007/s10508-018-1232-5 sowie http://eprints.lancs.ac.uk/87216/7/Forced_to_Penetrate_Cases_Lived_Experiences_of_Men_Project_Report.pdf. Siehe auch Hurst, Pat: Male rape: Men ‚forced into sex with threats, lies and blackmail‘ by women, survey finds. In: Independent vom 29.7.2017, online unter http://www.independent.co.uk/news/uk/home-news/male-rape-survey-threats-blackmail-lies-lying-compelled-penetrate-rumours-sexual-violence-a7867121.html.

[30] Die Sendung stand über Jahre hinweg online unter http://www.vaeterradio.de/index.php?id=67.

[31] Vgl. Duncan, Karen: Female Sexual Predators. Praeger 2010, S. xv.

[32] Vgl. Duncan, Karen: Female Sexual Predators. Praeger 2010, S. 10.

[33] Vgl. Duncan, Karen: Female Sexual Predators. Praeger 2010, S. 81.

[34] Vgl. http://www.rechtslexikon.net/d/vergewaltigung/vergewaltigung.htm.

[35] Artikel 190, Vergewaltigung, des Schweizer Strafgesetzbuchs lautet: „Wer eine Person weiblichen Geschlechts zur Duldung des Beischlafs nötigt, namentlich indem er sie bedroht, Gewalt anwendet, sie unter psychischen Druck setzt oder zum Widerstand unfähig macht, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft.“

[36] Vgl. Clements-Schreiber, Michele u.a.: Women’s sexual pressure tactics and adherence to related attitudes: A step toward prediction. In: The Journal of Sex Research, Mai 1998, S. 197-205; Cochran, Donald und Brown, Marjorie: Women Who Rape. Boston 1984, S. 2; Friday, Nancy: Women on Top: How Real Life Has Changed Women’s Sexual Fantasies. New York 1991, S. 150-151; Mayer, Adele: Women Sex Offenders. Holmes Beach 1992, S. 45-46; Struckmann-Johnson, Cindy und David: Men Pressured and Forced Into Sexual Experience. In: Archives of Sexual Behavior, Vol. 23, No. l, 1994, S. 93-111.

[37] Vgl. N.N.: Study finds ’sexism‘ in sexual assault research, but this time men are the target. Online ohne Datum unter https://scienmag.com/study-finds-sexism-in-sexual-assault-research-but-this-time-men-are-the-target.

[38] Vgl. Landrith, James A.: Male Rape Survivors and Victim Blaming, online veröffentlicht am 23.4.2012 unter http://goodmenproject.com/on-rape-and-sexual-violence/male-rape-survivors-and-victim-blaming.

[39] Vgl. King, Michael u. a.: Sexually Assaulted Males: 115 Men Consulting a Counseling Service. In: Archives of Sexual Behavior, Vol. 26, Nr. 6/1997, S. 584-587 sowie Seabrook, Jeremy: Power lust. Male rape is the subject of ridicule and pub jokes – because we can’t cope with the idea of men as victims. In: New Statesman and Society vom 27.4.1990, S. 20-22.

[40] Vgl. Friedersdorf, Conor: The Understudied Female Sexual Predator. In: The Atlantic vom 28.11.2016, online unter https://www.theatlantic.com/science/archive/2016/11/the-understudied-female-sexual-predator/503492.

[41] Vgl. Watson, Sydney: All Sex Welcome: The growing prevalence of male victimization. Online seit dem 17.11.2017 unter https://medium.com/@sydneylyonswatson/all-sex-welcome-the-growing-prevalence-of-male-victimization-f8490261587e.

[42] Vgl. Duncan, Karen: Female Sexual Predators. Praeger 2010, S. 80.

[43] Vgl. Cook, Philip und Hodo, Tammy: When Women Sexually Abuse Men. Praeger 2013, S. 159.

[44] Vgl. Schleim, Stefan: Sexuelle Gewalt: Neue Studien belegen geringe Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Opfern. Online seit dem 13.10.2016 unter https://www.heise.de/tp/features/Sexuelle-Gewalt-Neue-Studien-belegen-geringe-Unterschiede-zwischen-maennlichen-und-weiblichen-Opfern-3347411.html.