Lexikon der feministischen Irrtümer

Politisch korrekte Vorurteile und männerfeindliche Mythen auf dem Prüfstand der Wissenschaft

von Arne Hoffmann

„Frauenberufe werden schlechter bezahlt.“

DIE WAHRHEIT HINTER DEM BELIEBTEN IRRTUM:

„Statt strukturelle Ungleichheiten zu bekämpfen, versucht man lieber, die Schuld den einzelnen Frauen in die Schuhe zu schieben“ klagt die stramm feministisch ausgerichtete SPD-Politikerin Manuela Schwesig in einem Interview mit Spiegel-Online. „Die Frau ist ja selbst schuld, wenn sie als Altenpflegerin statt als Automechanikerin arbeitet und deshalb weniger verdient.“ Tatsächlich aber müsse man sich fragen, warum etwa Pflegeberufe so schlecht bezahlt würden. [1] Ebenfalls auf Spiegel-Online behauptet die radikale Feministin Margarete Stokowski: „Pflege-, Erziehungs- oder Serviceberufe (…) sind unter anderem deswegen schlecht bezahlt, weil von Frauen ausgeführte Arbeit als weniger wert angesehen wird.“ [2]

Einerseits zeigen diese Äußerungen einen winzigen Lernfortschritt im sozialdemokratisch-feministischen Lager. Während die SPD und gerade Schwesig zu diesem Zeitpunkt noch tönte, es brauche schärfere Gesetze, weil Frauen für dieselbe Arbeit deutlich weniger verdienten als Männer, erkennt man nun immerhin, dass die Berufswahl ein entscheidendes Kriterium darstellt. Im vorliegenden Lexikon wurde unter dem Eintrag „Beruf“ ja schon gezeigt, dass Männer weit überwiegend Berufe wählen, die mit besonders großen Belastungen verbunden sind, aber dafür besser bezahlt werden, weil Männer mit dem Plus an Geld selbst heute noch häufiger eine Familie ernähren müssen als Frauen – und weil ein finanzstarker männlicher Single bei der Partnersuche größere Chancen hat, während für Männer der Verdienst einer Frau bei der Partnerwahl kaum ein Kriterium darstellt.

Aber stimmt die Behauptung Manuela Schwesigs überhaupt, dass eine Altenpflegerin weniger als eine Automechanikerin verdient? Das fragten sich die Leser eines geschlechterpolitischen Blogs, die mit der Zeit gelernt haben, erst einmal zu überprüfen, ob Aussagen aus sozialdemokratischen und feministischen Reihen nicht in Wahrheit Fake News darstellen, sobald es um das Thema Benachteiligung geht. Sie beschlossen, die Entlohnungen in den verschiedenen Branchen miteinander zu vergleichen. Dabei zeigten sich schnell die wahren Verhältnisse:

Ausbildungsgehalt KFZ-Mechatroniker

1. Ausbildungsjahr: 520-730 Euro

2. Ausbildungsjahr: 550-790 Euro

3. Ausbildungsjahr: 620-880 Euro

4. Ausbildungsjahr: 670-930 Euro

Einstiegsgehalt 1500 bis 1900 Euro (Brutto) [3]

Ausbildungsgehalt Altenpfleger

1. Ausbildungsjahr: 1010 Euro

2. Ausbildungsjahr: 1072 Euro

3. Ausbildungsjahr: 1173 Euro

Einstiegsgehalt 2400 bis 2600 Euro (Brutto) [4]

Erzieher Einstiegsgehalt 1700 bis 2300 Euro (Brutto) [5]

Krankenpfleger Einstiegsgehalt 2400 bis 2600 Euro (Brutto) [6]

Zimmerer Einstiegsgehalt 1600 bis 2100 Euro (Brutto) [7]

Maurer Einstiegsgehalt 1720 bis 1800 Euro (Brutto) [8]

Eine Grundschullehrerin (zu 87 Prozent wird dieser Beruf von Frauen ausgeübt), erhält hierzulande ein im internationalen Vergleich fettes Anfangsgehalt von umgerechnet rund 54.000 US-Dollar. (Der OECD-Durchschnitt liegt lediglich bei 30.838 US-Dollar.) [9] Das Einstiegsgehalt für Informatiker, deren Wissen schneller veraltet und deren Vereinbarkeit mit einem Familienleben schwerer ist, liegt je nach Firmengröße im Median zwischen 42.179 Euro und 48.534 Euro – also erkennbar niedriger. [10]

Der Blogger Lucas Schoppe hält fest:

„Es bekommt also zum Beispiel ein KFZ-Mechatroniker nach vier (!) Jahren Ausbildungszeit ein Brutto-Einstiegsgehalt von 1500 bis 1900 Euro, eine Altenpflegerin nach drei Jahren Ausbildung eines von 2400 bis 2600 Euro. Im typischen Männerberuf des Müllwerkers werden etwa 2300 Euro verdient, eine Krankenschwester verdient mehr als 500 Euro mehr, eine Erzieherin fast 400 Euro mehr. Facharbeiter oder Kanalfacharbeiter verdienen wiederum mehrere hundert Euro weniger als Krankenschwestern und Erzieherinnen.“ [11]

Und wenn ein Mechatroniker und eine Altenpflegerin ein Date haben, wird vielfach erwartet, dass er bezahlt. Er könne sich das schließlich auch leisten, denn Männer verdienen bekanntlich mehr …

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[1] Vgl. Hans, Barbara und Reimann, Anna im Interview mit Manuela Schwesig: „Es ist legitim, dass Politik Menschen emotional berührt“. Online seit dem 30.3.2017 unter http://www.spiegel.de/politik/deutschland/manuela-schwesig-es-ist-legitim-dass-politik-die-menschen-emotional-beruehrt-a-1140940.html.

[2] Vgl. Stokowski, Margarete: Mythen zur Lücke. Online seit dem 12.9.2017 unter http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/gehaelter-von-frauen-mythen-zur-luecke-kolumne-a-1167246.html.

[3] Vgl. https://www.ausbildung.de/berufe/kfz-mechatroniker/gehalt/.

[4] Vgl. https://www.ausbildung.de/berufe/altenpfleger/gehalt/.

[5] Vgl. https://www.ausbildung.de/berufe/erzieherin/gehalt/.

[6] Vgl. https://www.ausbildung.de/berufe/krankenpfleger/gehalt/.

[7] Vgl. https://www.ausbildung.de/berufe/zimmerer/gehalt/.

[8] Vgl. https://www.ausbildung.de/berufe/maurer/gehalt/.

[9] Vgl. Haug, Kristin und Greiner, Lena: Deutschlands Lehrer – älter, weiblich, gut bezahlt. Online seit dem 12.9.2017 unter http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/lehrer-in-deutschland-laut-oecd-bericht-aelter-weiblich-gut-bezahlt-a-1167094.html.

[10] Vgl. Blindert, Ute: Einstiegsgehalt Informatik, IT, Wirtschaftsinformatik & Co. (mit aktuellen Zahlen!), online seit dem 8.2.2017 unter https://www.karriereletter.de/einstiegsgehalt-informatik.

[11] Vgl. Schoppe, Lucas: Rot-grüner Rechtspopulismus. Online seit dem 18.9.2017 unter https://man-tau.com/2017/09/18/rot-gruener-rechtspopulismus.