Lexikon der feministischen Irrtümer

Politisch korrekte Vorurteile und männerfeindliche Mythen auf dem Prüfstand der Wissenschaft

von Arne Hoffmann

„Sexuelle Gewalt im Krieg bedeutet männliche Täter und weibliche Opfer.“

DIE WAHRHEIT HINTER DEM BELIEBTEN IRRTUM:

Sexuelle Gewalt im Krieg wird bislang vor allem wahrgenommen, wenn sie weibliche Opfer trifft. Dabei sind Jungen und Männer gleichermaßen gefährdet, erklärt der Konfliktforscher Allan Ngari in einem 2016 veröffentlichten Beitrag für das afrikanische Institute for Security Studies, das sich die Bekämpfung länderübergreifender Verbrechen zur Aufgabe gemacht hat. Männliche Opfer von Untaten wie anale oder orale Vergewaltigung, Genitalfolter, Kastration oder dazu gezwungen zu werden, andere zu vergewaltigen, fühlen sich aber oft besonders zum Schweigen verdammt. Durch ihre Opfererfahrung werden sie in einer Gesellschaft, die nur Frauen zu Opfern und Männer zu Tätern erklärt, als „unmännlich“ gebrandmarkt – manchmal auch als homosexuell. Homosexualität jedoch wird in 33 afrikanischen Staaten bis heute kriminalisiert.

Ngari beklagt die Einäugigkeit der Debatte und führt dazu aus:

„Laut einem Bericht aus dem Jahr 2014 ist jeder dritte erwachsene männliche Flüchtling aus der Demokratischen Republik Kongo, der in West-Uganda lebt, Opfer sexueller Gewalt. Die meisten dieser Männer waren nicht bereit, dies preiszugeben, aber es hat zu verheerenden gesundheitlichen Folgen und zerstörerischem Sozialverhalten geführt. Die Opfer entwickeln wahrscheinlich eine Abneigung gegen gesunde sexuelle Beziehungen mit ihren Ehepartnern, was zu Spannungen im familiären Kontext führt. Dieses Phänomen tritt in Konfliktzonen auf dem afrikanischen Kontinent und weltweit auf.

Der zweite Hauptfaktor für die Unterberichterstattung ist die Unfähigkeit derjenigen, die mit Opfern arbeiten, männliche Opfer sexueller Gewalt zu identifizieren. Dazu gehören Ermittler im Strafrechtssystem und Helfer, die oft nicht ausreichend geschult sind, um sich speziell mit diesem Thema auseinanderzusetzen. In Berichten von Untersuchungskommissionen und Ermittlungsorganen werden zum Beispiel Zeugnisse von Überlebenden häufig als Folter, nicht aber explizit als Fälle sexueller Gewalt gegen Männer aufgezeichnet.“

Als direkte Folge eines sexuellen Traumas, so Ngari, enden einige männliche Opfer damit, dass sie zu Tätern sexueller Gewalt gegen andere Jungen und Männer werden. Ein besonderes Problem stelle hier das Strafgesetz dar, das Vergewaltigung nicht geschlechtsneutral definiert. Nach diesen Gesetzen ist die Strafe für einen Täter in Fällen, in denen das Opfer ein Mann oder ein Junge ist, weniger streng als in Fällen mit weiblichen Opfern. [1]

Nur die wenigsten Forscher beschäftigen sich mit solchen Gräueln: so etwa der kanadische Politikwissenschaftler Adam Jones. [2] „Der Einsatz von sexueller Gewalt gegen Männer als Kriegswaffe ist fast überall auf der Welt ein Tabu, das schlichtweg totgeschwiegen wird“ berichtete im November 2011 das Greenpeace Magazin. „Nicht einmal in den internationalen Menschenrechtsgesetzen wird das Thema berücksichtigt: Eine Resolution des Weltsicherheitsrates aus dem Jahr 2000 etwa nennt im Zusammenhang mit sexueller Kriegsgewalt ausschließlich Frauen und Mädchen.“

Mitarbeiter der Vereinten Nationen sowie das Refugee Law Project berichten, dass 63 Länder dieser Erde – und damit fast zwei Drittel der Weltbevölkerung – allein weibliche Vergewaltigungsopfer anerkennen. Auch humanitäre Organisationen vernachlässigen männliche Opfer, wie einige Helfer zugeben. So berichtet Rocco Blume, Politik- und Forschungsmanager bei der Gruppe „Plan“, er sei während seiner Tätigkeit für die verschiedensten Hilfsorganisationen auf eine Reihe von Fällen sexueller Gewalt gegen Männer gestoßen, vor allem als er im Südsudan, in Uganda, Kenia und Äthiopien gearbeitet habe. Aber keiner seiner Arbeitgeber hatte ein System, um mit diesem Problem umzugehen oder es überhaupt anzuerkennen. „Es gab nie eine Erklärung, dass dies ein Phänomen ist, das angegangen werden muss“, berichtete Blume. „Wir alle haben uns mitschuldig gemacht, indem wir es versäumt haben, dieses Thema anzusprechen.“ [3]

Dabei sind das Leiden und die Traumatisierung der Männer oft um keinen Deut geringer als die der Frauen. „Manche Männer erzählen, dass ihnen Schraubenzieher in den Anus gestoßen wurden“, zitiert das Magazin Salome Atim, eine Mitarbeiterin des Refugee Law Projects, das in Ugandas Hauptstadt Kampala niedergelassen ist und versucht, Flüchtlingen aus ganz Afrika beizustehen. „Viele dieser Männer riechen nach Kot, sie können nicht richtig laufen und benutzen Damenbinden, um das Blut und den Eiter aufzufangen.“ Auf Opfer dieser Art stößt man beispielsweise im Kongo aber auch bei jenen Flüchtlingen, die versuchen, Konflikten etwa im Sudan, in Somalia, Burundi oder Eritrea zu entkommen. [4]

Auch neuere Studien beispielsweise aus Liberia zeigen, dass sexuelle Gewalt gegen Männer in Konfliktsituationen weit verbreitet ist – weit über Afrikas Grenzen hinaus. Von 5000 Männern, die während des Bosnienkrieges in einem Sammellager bei Sarajevo gefangen gehalten wurden, berichteten 80 Prozent, sexuell missbraucht worden zu sein. In El Salvador sprachen 76 Prozent aller männlichen politischen Gefangenen von sexueller Folter. [5]

Man findet das Phänomen auch in Sri Lanka, Chile und dem Iran. Dennoch, das weiß auch US-Wissenschaftlerin Lara Stemple von der Universität Los Angeles, wird über diese Männer kaum gesprochen. Der Grund? „Menschen denken gerne in Stereotypen“, erklärt Stemple. Und die Vorstellung von Männern als Opfern statt Täter sexueller Gewalt passt nicht in dieses Schema. Daher gibt es beispielsweise UN-Resolutionen (Nummer 1325 und 1820) aus den Jahren 2000 und 2008, die einen besseren Schutz von Frauen in Konfliktzonen einfordern, sexuelle Gewalt gegen Männer jedoch totschweigen. Als man Dokumente von mehr als 4000 Nichtregierungsorganisationen untersuchte, die sich mit sexueller Gewalt befassen, zeigte sich: Nur drei Prozent erwähnen Männer überhaupt als Opfer und dann in der Regel nur flüchtig. [6]

Zwar liegen dem UN-Jugoslawien-Tribunal in Den Haag inzwischen mehrere Fälle per Anklageschrift vor. Aber verlässliche Angaben oder Schätzungen über die Anzahl männlicher Opfer in Bosnien und im Kosovo gibt es keine. Eine 2010 veröffentlichte Studie über die am heftigsten umkämpften Regionen in der Demokratischen Republik Kongo ermittelte, dass 24 Prozent der Männer (und 40 Prozent der Frauen) sexuelle Gewalt erfahren hatten, aber gezielte Hilfsangebote für die männlichen Opfer fehlen. [7] Über die Situation in Liberia gibt es Erhebungen vom Mai 2008, bei denen die Raten männlicher und weiblicher Opfer ebenfalls einander gegenübergestellt werden. Ihnen zufolge wurden 42 Prozent der weiblichen und 33 Prozent der männlichen Kombattanten Opfer sexueller Gewalt. In der Zivilbevölkerung erlitten neun Prozent der Frauen und sieben Prozent der Männer dieses Schicksal. [8] Damit liegen die Raten also keineswegs derart weit auseinander, wie viele Laien glauben.

„Sexuelle Gewalt gegen Männer ist zweifellos eines der schwerwiegendsten Menschenrechtsprobleme unserer Zeit“, erklärt der britische Politikwissenschaftler Dr. Amalendu Misra in seinem Buch „The Landscape of Silence. Sexual Violence against Men in War“. [9] Von über 4000 Regierungsorganisationen, die sich mit sexueller Gewalt in militärischen Konflikten beschäftigen, sprechen jedoch nur drei Prozent explizit über männliche Opfer: „Es gibt nur geringes bis gar kein Interesse daran, sich mit ihren Fällen zu beschäftigen.“ [10] Die einzige politische Bewegung, die sich gegen diese Form sexueller Gewalt engagiert, ist die Männerrechtsbewegung (Maskulismus) – ich selbst habe in meinen Büchern immer wieder darauf aufmerksam gemacht. [11] Pech für die Opfer: Vermutlich eben weil sie sich solchen Tabuthemen zuwendet, wird die deutsche Männerrechtsbewegung von Politik, Medien und Genderstudien üblicherweise genauso ignoriert und totgeschwiegen wie die geschilderten Vergewaltigungen. Misra selbst geht es nicht anders: „Ich habe nach Seminaren feindselige Angriffe von vielen anderen Akademikern erhalten, die nicht glauben, ‚dass dieses Thema Wert ist, darüber zu sprechen‘. (…) Und dann gibt es die Allgemeinbevölkerung, die komplett ahnungslos ist, was dieses Thema betrifft.“ [12]

Erst seit Kurzem beginnen die Mauern hier ein klein wenig zu bröckeln: Nachdem international angesehene Zeitungen wie die New York Times [13] und der britische Guardian über sexuell misshandelte Männer zu sprechen begannen, konnte man auch in der deutschen Presse zumindest einige wenige Artikel darüber finden.

Dabei liefert vor allem der Guardian zahlreiche Informationen, die man in der deutschen Berichterstattung noch immer vergeblich sucht. So bestätigt Dr. Chris Dolan, der britische Direktor des Refugee Law Projects, wie wenig sich die Organisationen, die sich um sexuelle und geschlechtsbezogene Gewalt kümmern, mit männlichen Opfern beschäftigen:

„Es wird systematisch ausgeblendet. Wenn Sie sehr, sehr viel Glück haben, dann widmen sie der Sache am Ende eines Berichts eine Randnotiz. Sie bekommen vielleicht fünf Sekunden a la ‚Ach ja, Männer können auch Opfer sexueller Gewalt sein.‘ Aber keine Zahlen, keine Diskussion.“

Als Teil eines Versuches, dies zu verbessern, produzierte das Refugee Law Project im Jahr 2010 die Dokumentation Gender Against Men. [14] Als sie gezeigt wurde, berichtet Dolan, gab es Versuche, dies zu stoppen – und zwar von wohlbekannten internationalen Hilfsorganisationen.

„Es gibt unter ihnen die Angst, dass dies ein Nullsummenspiel ist“, berichtet Dolan, „dass es also einen vorneweg definierten Kuchen gibt, und wenn man anfängt, über Männer zu sprechen, essen diese irgendwie ein Stück dieses Kuchens weg, den andere lange Zeit gebacken haben.“ Ein Bericht der Vereinten Nationen vom November 2006, der einer internationalen Konferenz über sexuelle Gewalt im Osten Afrikas folgte, dient als typisches Beispiel: „Mir ist als Tatsache bekannt, dass die Leute hinter diesem Bericht darauf bestanden haben, dass die Definition der Vergewaltigung auf Frauen begrenzt bleibt“, erklärt Dolan und ergänzt, dass einer der Spender des Refugee Law Projects, das Holländische Oxfam, sich weigerte, ihm jegliche Spendengelder zukommen zu lassen, bis er versprach, dass siebzig Prozent seiner Klienten weiblich sein würden. Einem Mann, dem es besonders übel ging und der an den Flüchtlingsrat der Vereinten Nationen verwiesen wurde, sagte man dort nur: Wir haben ein Programm für verwundbare Frauen, aber nicht für Männer.“ [15]

Lara Stemple kann die sexistische Ausrichtung internationaler Organisationen bestätigen. Es gebe, berichtet sie, einen „konstanten Trommelwirbel, dass Frauen DIE Opfer von Vergewaltigungen sind“ und ein Milieu, in dem Männer als „einheitliche Täterklasse“ erscheinen. Internationale Menschenrechtsgesetze ließen Männer bei allen Maßnahmen aus, die sexuelle Gewalt angehen sollen. „Die Vergewaltigung von Männern zu ignorieren vernachlässigt aber nicht nur Männer, es schadet auch Frauen“, argumentiert Stemple, „indem es eine Perspektive verstärkt, die ‚weiblich‘ mit ‚Opfer‘ gleichsetzt und dadurch unsere Fähigkeit behindert, Frauen als stark und machtvoll wahrzunehmen. Auf dieselbe Weise bestärkt das Schweigen über männliche Opfer ungesunde Erwartungen über Männer und ihre vermutete Unverwundbarkeit.“ [16]

Im englischsprachigen Raum haben Männerrechtler inzwischen begonnen, die Einseitigkeit bei der internationalen Opferhilfe zum Thema zu machen. Der Verfasser des Blogs Toy Soldiers etwa stellt die zahllosen Kampagnen, mit denen Gewalt gegen Frauen in Darfur und im Kongo gestoppt werden sollte, der mangelhaften Auseinandersetzung mit dem massenhaften Missbrauch von Jungen in Afghanistan [17] gegenüber: „Er wird immer wieder mal erwähnt, aber es scheint keine Menschenrechtsgruppen zu geben, die ihn wirklich zum Thema machen wollen. Unglücklicherweise ist die damit verbundene Botschaft kristallklar: Vergewaltige Jungen und Männer, und niemand kümmert sich darum. Vergewaltige Mädchen und Frauen, und sie erhalten internationale Unterstützung.“ [18]

Wo die großen Medien weiterhin versagen, was ein angemessenes Thematisieren dieses menschenverachtenden Sexismus angeht, finden sich Beiträge darüber stattdessen in Blogs und kleinen, unabhängigen Presseerzeugnissen. So findet die Studentin Eve Fensom in der größten britischen Studentenzeitung, The Mancunion, deutliche Worte, was das Ausblenden männlicher Opfer seitens der Vereinten Nationen angeht:

„Wenn Sie durch die Resolutionen des UN-Sicherheitsrates waten, die mit sexueller Gewalt während militärischer Konflikte zu tun haben, finden Sie den Begriff ‚genderbasierte Gewalt‘ unglaublich oft. ‚Genderbasierte Gewalt‘ ist einer dieser aalglatten, heimtückischen und politisch aufgeladenen Begriffe, die ihren Mangel an Klarheit mit den zahlreichen möglichen Definitionen wettmachen. Dieser Begriff könnte bedeuten: jede Form von Gewalt, die gegen einen Menschen aufgrund seines Geschlechts ausgeübt wird, aber tatsächlich bedeutet er inzwischen Gewalt, die gegenüber Frauen (und Mädchen) begangen wird, was wiederum sämtliche Formen sexueller Gewalt umfasst. (…) Lange Zeit wurden die Erfahrungen von Frauen bei Konflikten komplett ignoriert, aber heute fokussiert sich die Analyse von Gewalt gegen Zivilisten fast ausschließlich auf Frauen.“

Fensom drängt zum Umdenken:

„Die internationale Gemeinschaft muss begreifen, dass der Feminismus nicht umgesetzt wird, wenn jetzt Frauen zu den machtvollen Unterdrückern werden, sondern nur wenn wir uns von der Unterdrückung durch rigide Geschlechterrollen befreien. Den Vereinten Nationen muss klar werden, dass die globale Geschlechterfrage kein Nullsummenspiel ist. Wenn wir ein Geschlecht gegenüber dem anderen bevorzugen, wird das Ergebnis immer ein Verlust sein, aber wenn unsere Strategie aus Gleichberechtigung besteht, wird jeder gewinnen.“ [19]

Mittlerweile gibt es in der Menschenrechtsarbeit immerhin vereinzelte Lichtblicke. Zu ihnen gehört der am 26. Februar 2013 von Human Rights Watch veröffentlichte Bericht „We Will Teach You a Lesson“. Sexual Violence against Tamils by Sri Lankan Security Forces. Er beschäftigt sich mit Vergewaltigungen und anderen Formen sexueller Gewalt, die Mitglieder des Militärs und der Polizei an Tamilen ausüben, die von den Tätern mit der sezessionistischen Gruppe Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) in Verbindung gebracht werden. Dieser Bericht dokumentiert 75 Fälle von Vergewaltigung; die Opfer sind 31 Männer, 41 Frauen und 3 Jungen. [20] In dem Bericht heißt es allerdings auch: „Das Thema der Vergewaltigung von Männern und sexueller Gewalt gegen Männer ist bislang nicht angegangen worden. Von Opfern wie Tätern gleichermaßen unterdrückt bleibt die Vergewaltigung von Männern ein Tabuthema, und Strategien, dieses Verbrechen zu bekämpfen, fehlen auf eklatante Weise.“ [21] Es sind allerdings nicht allein die Opfer und die Täter, die dieses Thema unterdrücken. Viele Journalisten, viele Genderforscher und leider auch viele Menschenrechtsaktivisten sind ebenfalls daran beteiligt. Human Rights Watch – und natürlich die Männerrechtsbewegung – stellen hier eine klare Ausnahme dar.

Noch gründlicher werden Geschlechterklischees durcheinander gerüttelt, wenn im geschilderten Zusammenhang nicht nur von männlichen Opfern, sondern auch von weiblichen Tätern die Rede ist. Auch diese bleiben unsichtbar, verrät der von der Simon-Fraser-Universität bei Vancouver herausgegebene Human Security Report 2012, weil (ähnlich wie vor 30 Jahren beim Thema häuslicher Gewalt) Wissenschaftler erst gar nicht auf den Gedanken kamen, danach bei ihren Untersuchungen zu fragen. Tatsächlich gibt es Hinweise auf sexuelle Gewalt durch Frauen in Ländern wie Liberia, Haiti und Ruanda. Nur in zwei Ländern untersuchte man dieses Problemfeld näher: In Sierra Leone ermittelte die als „Menschenrechts-Statistikerin“ bekannt gewordene Forscherin Jana Asher, dass Frauen an etwa 26 Prozent der Gruppenvergewaltigungen teilnahmen. Und in den kriegsumkämpften östlichen Gebieten der Demokratischen Republik Kongo berichteten 41 Prozent der weiblichen und 10 Prozent der männlichen Opfer von sexueller Gewalt durch eine Täterin. Diese Erkenntnisse, erfährt man im Human Security Report 2012 weiter, „haben wenig Aufmerksamkeit erzielt. Aber sie legen nahe, dass der ausschließliche Fokus auf Männer als Täter und Frauen als Opfer in der dominanten Erzählweise über sexuelle Gewalt zu Kriegszeiten sehr in die Irre führt.“ [22]

Um zu unterbinden, dass Vergewaltigung weiter als Waffe im Krieg verwendet werden kann, da jedenfalls ist sich Chris Dolan vom Refugee Law Project sicher, wäre der beste Weg, auch Männer in das Thema Geschlechtergerechtigkeit einzubinden: „Unglücklicherweise wurde das Geschlechterthema bislang allein als eine Diskussion über Frauenrechte behandelt. Und daher glauben die meisten Männer, dieses Thema hätte nichts mit ihnen zu tun.“ [23]

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[1] Vgl. Ngari, Allan: Male victims of sexual violence: war’s silent sufferers. Online seit dem 10.6.2016 unter https://issafrica.org/iss-today/male-victims-of-sexual-violence-wars-silent-sufferers.

[2] Vgl. Jones, Adam: Effacing the Male: Gender, Misrepresentation, and Exclusion in the Kosovo War. In: Transitions. The Journal of Men’s Perspectives, 21: 1-3 (2001). Online veröffentlicht unter http://www.adamjones.freeservers.com/effacing.htm.

[3] Vgl. Nguyen, Katie: Powerful myths silence male victims of rape in war. Online seit dem 15.5.2014 unter http://news.trust.org//item/20140515154437-het27.

[4] Vgl. N.N.: Physisch und psychisch verletzt. Sexuelle Gewalt gegen Männer wird in vielen Ländern als Kriegswaffe eingesetzt. In: Greenpeace Magazin vom November 2011, S. 6, online unter http://s337251796.online.de/2011/KW44/pages/10006.jpg.

[5] Vgl. Stemple, Lara: The Hidden Victims of Wartime Rape. In: New York Times vom 1.3.2011, online veröffentlicht unter http://www.nytimes.com/2011/03/02/opinion/02stemple.html?_r=2partner=rss&emc=rss&.

[6] Vgl. Perras, Arne: Die unaussprechliche Katastrophe. In: Süddeutsche Zeitung vom 12.1.2012, online veröffentlicht unter http://www.sueddeutsche.de/panorama/vergewaltigung-von-maennern-in-kriegsgebieten-die-unaussprechliche-katastrophe-1.1255767 sowie Human Security Report Project: Human Security Report 2012. Sexual Violence, Education and War: Beyond the Mainstream Narrative, S. 30, wo es des weiteren heißt: „A gender perspective on wartime sexual violence in practice usually means focusing on the incidence, causes, and consequences of sexual violence against women and girls.“ Der Bericht wurde im Oktober 2012 online gestellt unter http://hsrgroup.org/docs/Publications/HSR2012/2012HumanSecurityReport-FullText-LowRes.pdf.

[7] Vgl. Böhm, Andrea: Die unaussprechliche Tat. In: Die Zeit vom 20.8.2009, online veröffentlicht unter http://www.zeit.de/online/2009/35/kongo-maenner-vergewaltigung sowie Human Security Report Project: Human Security Report 2012. Sexual Violence, Education and War: Beyond the Mainstream Narrative, S. 32.

[8] Vgl. Human Security Report Project: Human Security Report 2012. Sexual Violence, Education and War: Beyond the Mainstream Narrative, S. 31-32.

[9] Vgl. Misra, Amalendu: The Landscape of Silence. Sexual Violence against Men in War. Hurst & Company 2015, S. 143.

[10] Vgl. Misra, Amalendu: The Landscape of Silence. Sexual Violence against Men in War. Hurst & Company 2015, S. 199-200.

[11] Vgl. Hoffmann, Arne: Sind Frauen bessere Menschen? Schwarzkopf & Schwarzkopf 2001, S. 598 sowie 600-601.

[12] Vgl. Misra, Amalendu: The Landscape of Silence. Sexual Violence against Men in War. Hurst & Company 2015, S. 226.

[13] Vgl. Gettleman, Jeffrey: Symbol of Unhealed Congo: Male Rape Victims. In: New York Times vom 4.8.2009, online veröffentlicht unter http://www.nytimes.com/2009/08/05/world/africa/05congo.html?_r=0.

[14] Die Dokumentation steht online unter http://www.youtube.com/watch?v=mJSl99HQYXc.

[15] Vgl. Storr, Will: The rape of men. In: The Guardian vom 17.7.2011, online veröffentlicht unter http://www.guardian.co.uk/society/2011/jul/17/the-rape-of-men.

[16] Ebenda.

[17] Vgl. für nähere Informationen Böge, Friederike: Die Tanzknaben vom Hindukusch. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23.5.2011, online unter http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/missbrauch-in-afghanistan-die-tanzknaben-vom-hindukusch-1635406.html, sowie N.N.: Boys in Afghanistan Sold Into Prostitution, Sexual Slavery. In: Digital Journal vom 20.11.2007, online veröffentlicht unter http://www.digitaljournal.com/article/246409/Boys_in_Afghanistan_Sold_Into_Prostitution_Sexual_Slavery.

[18] Vgl. N.N.: The Ignored Victims of Wartime Rape. In: Toy Soldier vom 13.10.2011, online veröffentlicht unter http://toysoldier.wordpress.com/2011/10/13/the-ignored-victims-of-wartime-rape.

[19] Vgl. Fensom, Eve: It’s not just women who get raped. In: The Mancunion vom 13.3.2012, online unter http://www.student-direct.co.uk/2012/03/13/its-not-just-women-who-get-raped.

[20] Vgl. Human Rights Watch: „We Will Teach You a Lesson“ Sexual Violence against Tamils by Sri Lankan Security Forces, S. 2. Online veröffentlicht am 26.2.2013 unter http://www.hrw.org/reports/2013/02/26/we-will-teach-you-lesson.

[21] Vgl. Human Rights Watch: „We Will Teach You a Lesson“ Sexual Violence against Tamils by Sri Lankan Security Forces, S. 45. Online veröffentlicht am 26.2.2013 unter http://www.hrw.org/reports/2013/02/26/we-will-teach-you-lesson.

[22] Vgl. Human Security Report Project: Human Security Report 2012. Sexual Violence, Education and War: Beyond the Mainstream Narrative, S. 32-33.

[23] Vgl. Pomfret, Emma: How to counter rape as a weapon of war. In: The Guardian vom 30.7.2010, online unter http://www.guardian.co.uk/katine/2010/jul/30/katine-health-war-rape.